
In seinem Atelier an der Oetlingerstrasse 150 traf die mozaik-Redakteurin Dragica Marcius den Maler Hans Georg Aenis.
Für mich als junge Architektin, die es in die Schweiz gezogen hatte, war Hans Georg Aenis vor vielen Jahren eine meiner ersten Bekanntschaften. Durch ihn lernte ich, dass man bewusst Sehen lernen und auch, dass man Käse in Form von Fondue essen kann. Ich staunte darüber, denn das war mir bis anhin unvorstellbar. Wir trafen uns immer wieder an einer seiner Vernissagen und in Abständen kreuzten sich in der Vergangenheit immer wieder unsere Wege.
Immer mit Skizzenblock unterwegs
Er ist als jüngstes von vier Kindern in Riehen als Sohn eines Flachmalers und einer künstlerisch begabten Mutter in einfachen Verhältnissen aufgewachsen. Vom Vater, der vor seiner Geburt einen schweren Unfall hatte und während der langen Zeit auf dem Krankenbett viele Zeichnungen anfertigte, lerne er sehr früh, alles genau anzuschauen. Er fertigte schon als Kind kleine Zeichnungen an. Die Schule war eine Qual für ihn. Manche Lehrer praktizierten damals die schwarze Pädagogik und traktierten die Kinder mit Strafen. Schlugen mit Linealen auf die Finger, zogen an den Ohren oder liessen ein Kind stundenlang in einer Ecke stehen. Er war froh, als er die obligatorische Schule verlassen und an der Gewerbeschule einen Vorkurs in Gestaltung machen konnte. Immer mit einem Skizzenbuch bewaffnet zog er durch die Basler Museen, kopierte Bilder, die ihm gefielen und nahm Kunst und Kultur in sich auf. Bei dem bekannten Basler Fotografen Peter Hemann machte er eine Lehre als Fotograf und im Anschluss daran studierte er an der Kunstgewerbeschule Basel bei Franz Fedier Malerei.
Das eigene Glück finden
Damals fuhren viele Menschen nach Afghanistan und Indien, um Erleuchtung, aber auch um Zugang zu bewusstseinserweiternden Substanzen zu finden. Auch Hans Georg Aenis zog es in die Ferne, doch landete er nicht im Osten, sondern in Formentera, wo er sich während einiger Monate zusammen mit einem italienischen Schriftsteller ein Haus teilte. Zuerst war es eine Hausgemeinschaft, in der der Autor Uccio E. Torrigiani seine Texte und Bücher schrieb und Hans Georg Aenis malte und philosophische Schriften studierte. Später wurde es zu einem reichen kulturellen Austausch. Von Formentera zog es ihn nach Ibiza. Und per Autostopp bereiste er ganz Europa. In Finnland fand er einen Freund, mit dem er sogar eine Russland-Reise machte.

Zurück in Basel engagierte er sich in Aktionsgruppen für alternative Gesellschaftskonzepte und im bekannten Basler Alternativ-Treffpunkt «Kornkämmerli». Dann begann er bei Beppe Assenza, einem italienischen Maler, der eine Malschule anbot, eine Ausbildung in Malerei. Dort lernte er von Grund auf alles, was ein Maler wissen und können musste. Nach der vierjährigen Ausbildung arbeitete er noch eine Zeit lang als Assistent bei seinem Lehrer und nahm danach aus finanziellen Gründen verschiedene Jobs an. Zunächst als Vertretung für den bekannten Malerkollegen Paul Pollock, Leiter eines eigenen Ausbildungsganges für Malerei in Freiburg im Breisgau. Hans Georg Aenis gründete bald seine eigene Malschule, in der er alle Mal- und Zeichentechniken, Aufbau und Technik von Bildern und Malmitteln sowie Kunstgeschichte unterrichtete. Um seine inzwischen angewachsene Familie finanziell über Wasser zu halten, nahm er viele Hilfsjobs an. Dabei half seine Ehefrau Antoinette, mit der er drei Kinder hat, fleissig mit. Als Bewegungspädagogin, Spitexmitarbeiterin und später als Atemtherapeutin trug sie viel dazu bei, das Einkommen für die Familie zu sichern. Dadurch konnte sich die Familie Reisen zu Freunden ins Ausland leisten. Die intensiven Erlebnisse in der Natur waren für Hans Georg Aenis immer wieder eine Inspirationsquelle für seine Bilder.
Malfarben aus Naturprodukten
Natur ist bei ihm überall vorhanden, denn schon aus natürlichen Produkten stellt er seine Malmittel her. Aus Dammarharz, dem Harz eines exotischen Baumes, Terpentinöl, Eiern, Seifenschaum und aus den vielfarbigen, fein zu Pigmenten gemahlenen Erden stellt er seine eigenen Farben her. Wiederholt konnte er in den Jahrzehnten seines Schaffens Einzel- oder Gruppenausstellungen geben. In seinem Atelier arbeitet Hans Georg Aenis schon seit zehn Jahren und gab dort auch für kleine Gruppen Mal- und Zeichenkurse.
Dragica Marcius