Mit vielen Velos unterwegs

Der Veloladen zügelt ins Alte Warteck, aber die “Good Feelings” bleiben hoffentlich an der Breisacherstrasse. (Foto: christian Vontobel)

Die Förderung des Langsamverkehrs ist in den vergangenen Jahren immer wichtiger und sichtbarer geworden. Kerim Chebbah vom Velogeschäft Good-Feeling ordnet die Entwicklung ein. 

mozaik: Der sogenannte Langsamverkehr wird immer wichtiger in einer Stadt wie Basel. 

Kerim Chebbah: Die Entwicklung hin zu immer mehr Langsamverkehr betrifft mich auch als Geschäftsmann, bin ich doch immer wieder mit dem Auto in der Stadt unterwegs. Wenn ich Material im Gundeli holen muss, dann kommt die Frage «Auto oder Velo?». Ist ein Autotransport möglich? Oder soll ein viel schnellerer und effizienterer Velokurier beauftragt werden, was aber mit Kosten verbunden ist? Der Langsamverkehr bringt aber summa summarum eine Aufwertung für die Wohnquartiere. 

Beim Thema Stadtverkehr gibt es eben beide Seiten zu beachten. Die Zunahme der verschiedensten Langsamverkehr-«Vehikel» geht einher mit einem grossen Importanteil aus China. Aber als Velohändler möchten wir ja einen guten Service bei Reparaturen und dem Unterhalt anbieten und die Kunden mit gut funktionierenden Fahrzeugen zufriedenstellen. Bei der Beschaffung von Ersatzteilen kann es dann zu Schwierigkeiten kommen. Die Folge ist ein Markt mit Wegwerfprodukten, die das Gegenteil von unserem Geschäftsverständnis sind.

Welche Bedeutung hat das Reparaturgeschäft? 

Reparaturen sind das A und O! Wichtig ist, dass das Auftragsbuch voll und die Werkstatt ausgelastet ist. Leider hat wegen Corona die Anzahl der Angestellten deutlich abgenommen. In drei Jahren sind unsere Reserven aufgebraucht worden. Unsere aufwändigen Anträge für Härtefälle wurden abgelehnt, weil die Werkstatt offen gehalten werden musste wegen vertraglichen Verpflichtungen mit Spitex und Kantonsspital für eine garantierte Mobilität. Heute haben wir im Team immer wieder Anlehrlinge oder auch Lehrlinge für ein Jahr, die aus den Kooperationen mit anderen Velogeschäften stammen. Als Lehrmeister bin ich bei entsprechendem Geschäftsgang bereit für weitere Lehrlinge, das Problem ist aber, gute Lehrlinge zu finden! 

Welcher Anteil macht der Verkauf von Neufahrzeugen aus?

Der Verkauf ist extrem zeitintensiv. Dabei ist dann besonders schmerzlich, wenn nach einer einstündigen Beratung etwa für einen Velohelm wie selbstverständlich via Internet bestellt wird. Es bedeutet, dass die Chance etwas zu verkaufen verweigert wird und nur eine Gratisberatung möglich ist. Dann bleibt auch die Arbeit in der Werkstatt liegen. 

Welche Fahrzeuge werden hauptsächlich gekauft?

Das Elektrovelo macht einen grossen Anteil aus. Aber dieses Fahrzeug erfordert einen besonderen Unterhalt. Wegen der andersartigen Eigenschaften sollte eine zweimalige Kontrolle pro Jahr eingehalten werden.

Was gibt es zur Geschichte mit der Pumpstation zu erzählen?

Die Pumpstation ist zum Dorfbrunnen im Kleinbasel geworden! Die vielen Gespräche dort sind herrlich anzuhören. Gerne würden wir die Pumpstation während 24 Stunden offen lassen. Bei den Spenden wird oft nicht korrekt einbezahlt, aber einmal gab es einen Spendenüberschuss, den wir einer gemeinnützigen Organisation übergeben haben. 

Was meinst du zum neuen Phänomen der Lastenvelos?

Es sind ja hauptsächlich Elektro-Lastenvelos unterwegs. Mit zwei Kindern und den Einkaufswaren ist man um eine Unterstützung doch froh. Interessant ist, dass es wenig gesetzliche Auflagen gibt, etwa zur Länge und Breite. Aber wegen der Probleme etwa bei der Breite der Trottoirs hätte eigentlich vor der Zulassung eine gewisse Regelung vorgenommen werden müssen. Nachdem eine Million Fahrzeuge verkauft worden sind, scheint eine nachträgliche Regelung schwierig. 

Wie beurteilst Du die Mobilität mit den Miettrottinetts?

Bei dieser Dienstleistung für die mobile Jugend fallen für uns wenig Aufträge an. Es ist eine andere, bequeme Art des Fortkommens von A nach B mittels Daumenbewegung und nicht mehr mit Muskelkraft und Beinarbeit. 

Wie sieht die Zukunft des Velogeschäfts Good-Feeling aus?

Wir werden tatsächlich das untere Kleinbasel Ende Jahr verlassen, so leid es uns ist für unsere werten Kundinnen und Kunden in 24 Jahren. Der Betrieb soll in einem kleineren Geschäft im Alten Warteck im Wettsteinquartier weitergeführt werden. 

Das Interview mit Kerim Chebbah führte Christian Vontobel.

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