Was macht eine gute Wohnumgebung aus? Sind Frei- und Grünräume gut und genug ausgestaltet?
Die Quartierarbeit KLŸCK war während drei Wochen zusammen mit dem Stadtteilsekretariat Kleinbasel im öffentlichen Raum unterwegs, um Rückmeldungen zum aktuellen Richtprojekt zu Klybeckplus aus der Bevölkerung von Klybeck und Kleinhüningen aufzunehmen.
Für viele der Befragten war nicht nur der Plan etwas Neues, sondern überhaupt die anstehende Transformation der ehemaligen Areale der chemischen Industrie. So musste zu Beginn der Befragung meist viel Aufklärungsarbeit geleistet werden – auch über die Grössenverhältnisse dieser Veränderung und über die grundsätzliche Möglichkeit, auf diesen Prozess Einfluss nehmen zu können.
Stadtplan in XXL
Die mobilen Befragungsteams waren ausgestattet mit einem überdimensionalen Plan des Stadtteils. Mit dieser begehbaren Blache konnte die Bedeutung von Klybeckplus für die angrenzenden Quartiere plastisch aufgezeigt werden, losgelöst von abstrakten Texten und Zahlen. So konnten einige Teile der Bevölkerung abgeholt werden, die sonst kaum mit dem Richtprojekt in Berührung gekommen wären und für die eine Teilnahme an offiziellen Beteiligungsveranstaltungen eine zu grosse Hürde darstellt.
Die mobilen Teams kamen mit weit über 100 Personen in Kontakt und konnten über das Richtprojekt und die damit verbundenen Themen reden. Die Befragung wurde zu unterschiedlichen Tagen, Tageszeiten und Orten im Quartier durchgeführt. Anzutreffen waren die Teams in sämtlichen Parks des Quartiers, am Wiesenplatz, beim Stücki, an Tramhaltestellen und belebten Kreuzungen, wie zum Beispiel an der Ecke Inselstrasse/ Kleinhüningerstrasse. Diskussionen gab es immer wieder in Bezug auf die hohe Dichte der Bebauung und zu den Fragen, ob die geplanten Grünflächen ausreichen, wieviel zusätzlicher Verkehr ins Quartier kommt und wie die Investorinnen-Gruppen die Sanierung des ehemaligen Industriegeländes angehen werden. Ebenfalls wurde immer wieder nachgefragt, wie die Wohnungspreise aussehen werden, wie sich «mittleres und hohes Preissegment» definiert und wieviele Flächen am neuen Rheinzugang wirklich öffentlich sein werden.
Orte zum Sein schaffen
Teilweise kamen spezifische und fachliche Hinweise, die auch für die Quartierarbeit wertvoll sind. So wurde gefordert, die hohe Dichte des ge- planten Quartiers zu kompensieren, indem in den Hochhäusern öffentliche Räume geschaffen werden – Orte ohne Konsumzwang, Orte zum Verschnaufen und den Blick in die Weite schweifen lassen – um damit diesen exklusiven Raum auch der breiten Bevölkerung zugänglich zu machen. Auch wurde immer wieder betont, wie wichtig der Standort, die Angebote und das Areal einer neuen Schule für die Durchmischung und Verzahnung von bestehendem und neuem Quartier sind. So ist es vor- teilhaft, wenn ein Schulareal auch ausserhalb der Schulzeit teilweise offen zugänglich ist, damit sich Schülerinnen (und Eltern) dort in der Freizeit begegnen. Ausserdem wurde auf den fehlenden Oberstufenstandort hingewiesen.
Differenzierte Meinungen
Zum Grünraum hatten mehrheitlich alle etwas zu sagen, oft sehr diffe- renziert. Dabei ging es oft nicht nur um Bäume, sondern auch um durch- lässige Böden, Voraussetzungen für ein gutes Stadtklima, Schutzräume, Hundefreundlichkeit etc. Auch bei der Planung von Sportplätzen hatten die Profis gute und genaue Hinweise wie sich Nutzungskonflikte vermeiden lassen und die Plätze optimal bespielt werden können. Ältere Menschen sorgten sich hingegen zunehmend um Mieten, die den bescheidenen Renten entsprechen und um Orte, an denen das Kaffi noch nicht fünf Stutz kostet. Derzeit werden die Befragungsbögen durch das Büro Emmenegger, das auch die Beteiligungsanlässe von klybeckplus durchführte, ausgewer- tet. Die Ergebnisse werden im Herbst 2021 veröffentlicht.
Wir bleiben dran
Wir sind gespannt, welche Aspekte wie in die Planung einfliessen. Die Planungspartner werden dies kommunizieren – und wir werden schauen und überprüfen, inwiefern diese Beteiligung Auswirkungen auf das kommende Stadtviertel haben wird.
Christoph Wüthrich und Fritz Roesli (Quartierarbeit KLŸCK).