«mozaik» frei Haus

Die beste Zeitung nützt nichts, wenn sie nicht zu den Leuten kommt. Was aber braucht es, dass mozaik vierteljährlich in den Briefkästen steckt? Judith Bachmann hat über mindestens zwei Jahrzehnte aktiv und «hinter den Kulissen» dafür gesorgt.


Der Weg in die Haushalte


Einen Versand durch die Post kann «mozaik» sich finanziell nicht leisten. Das Verteilen geschieht (ebenso wie das Schreiben und Fotografieren) ehrenamtlich. Eine Gruppe von rund 20 Verteilerinnen und Verteilern streift vier mal jährlich durch das Quartier und steckt die Zeitung – sofern zu- gänglich – in die Briefkästen. Und dies gemäss einem genau ausgetüftelten Plan, in dem alle Verteilenden ihre Route verzeichnet finden. Ich frage Judith Bachmann, wie dieser Plan entstanden sei. Den habe nicht sie erfunden, erklärt sie. Sie habe ihn von Walter Schöpfer übernommen, der seinerzeit die Quartierkontaktstelle Unteres Kleinbasel geleitet hatte. Dieser hatte auch die verteilenden Leute rekrutiert.


Judith Bachmann übernimmt das Zepter


Aber nach 3 Jahren strich die Stadt das Geld für diese Stelle. Als Judith, die von Beginn an im Projekt engagiert war, merkte, dass die Zeitungen oft liegen blieben, z.B. wenn jemand krank war, ergriff sie die Initiative und kontaktierte von sich aus die Verteilenden, suchte auch neue Helfende. Sie kontrollierte, ob alle Routen bedient wurden und häufig sprang sie zusammen mit Ruedi in entstandene Lücken! Das tat sie fortan regelmässig: Sie verschickte allen den Hinweis, dass die Zeitung wieder da sei, zusammen mit den Planausschnitten der entsprechenden Routen.
Die Zeitung musste und muss aber zuvor noch von der Druckerei an die Depots gebracht werden, wo die Verteilenden sie holen können. Seit 2012 wird mozaik in Aarau gedruckt und muss dort abgeholt werden. Das besorgt seit ein paar Jahren unser Buchhalter Rolf Killias, unterstützt von unserem Korrektor Christian
Vontobel. Judith sorgte dafür, dass an den Depots grössere Transport-Wägeli stehen. Dies, nachdem sich zeigte, dass die normalen Einkaufswägelchen für grosse Touren nicht ausreichten. Ein Thema, das auch den Vorstand des Vereins, in dem Judith zeitweilig mithalf, mehrfach beschäftigte.

Das Notwendige und das Freudvolle

Ich frage Judith, wie sie ihr Engagement erlebt habe. Sie unterscheidet klar zwischen Verteilen einerseits und Organisieren anderseits. Letzteres ist definitiv nicht etwas, was ihr besonders liegt, zumal sie mit modernen Kommunikationsmitteln nicht vertraut ist. «Aber es musste gemacht werden und so habe ich es angepackt. – Etwas jedoch hat mich immer gefreut, sagt sie: Den Weihnachstbrief zu schreiben. Ich benutzte die jeweils neuen farbigen Unicef-Karten, schrieb ein Dankeswort mit einem schönen Sprüchlein dazu, fügte das vom Kassier bewilligte Weihnachts-Nötli bei und verschickte alles mit Pro Juventute-Marken. Für diese Aktion habe ich mir immer viel Zeit genommen.» Judith betont aber, dass sie einfach das Notwendige machen wollte und nicht mehr. Aus Zeitgründen, wie sie sagt. Gerne vertraute sie auf die Initiative auch anderer MithelferInnen. Gegen neue, zusätzliche organisatorische Aufgaben grenzte sie sich daher ab. Etwa beim Organisieren der Zeitungsverteilung in andern Quartieren oder bei der Bedienung der Zeitungs-Boxen im Quartier, die der Vorstand einrichtete, weil in vielen Wohnblöcken die Briefkästen nicht zugänglich sind. Für das «Dankeschön-Nachtessen» stellte sie gerne ihre Räume zur Verfügung und freute sich an der Koch-Initiative anderer Engagierter.

Beim Thema «selber verteilen» aber kommt Judith ins Schwärmen:
30 Jahre mozaik ist Freude pur! Da habe ich Bewegung, Fitness! Ich bin an der frischen Luft. Das stärkt das Immunsystem! Und ist erst noch gratis! Besser als ein Fitnesszentrum, in dem es weder frische Luft noch Tageslicht gibt. Beim Verteilen machst Du etwas Sinnvolles, lernst das Quartier kennen und triffst unterwegs Leute, mit denen Du plaudern
kannst. Und dann gibt es dazwischen immer wieder ein Käffeli, wo man ab- sitzen und sich erholen kann.»
Auf Ende 2020 übergab Judith die ganze Organisation der Verteilung an die neue Geschäftsleitung des Vereins und das Team Claudia Plüss / Rolf Zenklusen.

Benno Gassmann