Kleine Schmuggler

Der Mühleteich in Riehen. Dort, wo der Steg über den «Dych» führt, war früher der Grenzzaun zwischen
Riehen und Lörrach, der fast bis zum Wasser hinunterreichte. (Bild: mozaik)
Der Mühleteich in Riehen. Dort, wo der Steg über den «Dych» führt, war früher der Grenzzaun zwischen Riehen und Lörrach, der fast bis zum Wasser hinunterreichte. (Bild: mozaik)

Mein Kollege A. erzählte mir folgende Geschichte: «Ich kam 1942 in Riehen auf die Welt und wuchs in der Nähe des Zolls auf. Wir hatten Verwandte in Lörrach. Diese besuchten wir ab und zu auch während des Krieges und brachten ihnen Kaffee, Zucker und Teigwaren. In den ersten Jahren nach dem Krieg war dies nicht mehr möglich. Deutschland war besetzt, die Grenze geschlossen. Den Menschen drüben ging es schlechter als im Krieg, es fehlte an allem. Nun, meine Eltern packten Zucker, Kaffee und Lebensmittel in kleine Rucksäcke. Mit diesen auf dem Rücken liefen mein Bruder und ich zum Dych und der Stützmauer entlang zum Grenzzaun. Dort sprangen wir ins Wasser hinab, tief war es ja nicht, schlichen unter dem Zaun hindurch und kletterten auf der andern Seite die Mauer hinauf. Dann rannten wir an die Dammstrasse zur Tante und lieferten die begehrten Lebensmittel ab.» «Wie alt warst du?» «Vier, mein Bruder zehn.» «Und ihr seid nie erwischt worden?». «Doch schon. Die Soldaten, das waren übrigens fast alle Nordafrikaner, nahmen uns die Rucksäcke und die Lebensmittel weg und schickten uns in die Schweiz zurück. Die wussten schon, was lief.» (mb)