Das Projekt Rheintunnel steht ganz in der Logik des Autobahnbaus der sechziger Jahre. Es ist veraltet und nicht vereinbar mit den Klimazielen der Stadt.
Das ASTRA, das Bundesamt für Strassen, will eine neue Autobahn bauen, den Rheintunnel. Begründet wird das gigantische Milliardenprojekt mit zunehmendem Verkehr auf der A2. Es geht also – auch wenn das ASTRA das abstreitet – um eine Kapazitätssteigerung des Autobahnnetzes der Region. Gleichzeitig lesen wir, der neue Tunnel werde nur 25 Prozent des Verkehrsaufkommens der Osttangente aufnehmen. Er wird also die Osttangente nicht entlasten. Abgesehen davon, dass eine Entlastung ab 2040 – dann soll das Bauwerk fertig sein – für die Anwohner:innen der Osttangente zu spät ist.
Anwohner:innen der Osttangente jetzt entlasten
Die Lärmbelastung an der Osttangente ist nicht zumutbar. Eine rasche Entlastung ist unbedingt notwendig. Mit einer Reduktion der Höchstgeschwindigkeit, wie sie von Anwohnenden gefordert wird, kann die Lärmbelastung deutlich vermindert werden. Gleichzeitig sinkt die Unfallgefahr, und der Verkehr verflüssigt sich. Der Kanton Uri hat kürzlich Temporeduktionen zur Bewältigung des Osterstaus angeordnet. Kurzfristig und erfolgreich.
Grünraum erhalten
Die Dreirosenanlage ist neben dem Matthäusplatz der einzige Grünraum im Matthäus-Quartier. Er ist Wiese, Sport- und Spielplatz, Treffpunkt und Picknickplatz in einem. Dass er auch von schwierigen Gruppen genutzt wird, ändert nichts daran, dass er als Freiraum fürs Quartier unersetzlich ist. Die Dreirosenanlage wurde durch den Bau der Nordtangente um einen Viertel kleiner. Sie wurde erst 2006 in der heutigen Grösse eröffnet. Genau hier soll nun der Zugang zum Tunnel gebaut werden. Die Wiese würde während 10 bis 15 Jahren nur sehr eingeschränkt nutzbar sein durch die riesige Baustelle, dies in dicht bewohntem Gebiet und unmittelbar neben den Schulen. Nach dem Bau wäre die Anlage nochmals deutlich kleiner. Nein.
Wir im Matthäus- und Klybeck-Quartier sind nicht bereit, die Anlage für dieses unsinnige Projekt zu opfern. Fordern wir unsere Regierung auf, die Dreirosenanlage wie auch alle Freizeitgärten, die dem Rheintunnel zum Opfer fallen würden, zu verteidigen.
Ein klimafreundliche Mobilitätskonzept
2021 hat der Grosse Rat ein Stadtklimakonzept verabschiedet, das sehr viel Begrünung fordert. Das bedingt vielerorts eine Neugestaltung des Strassenraums und damit auch einen neuen Umgang mit Mobilität. Wir haben ja nicht plötzlich viel mehr Platz in der Stadt. Letztes Jahr haben dann die Stimmbürger:innen mit 64.1 % Ja gesagt zu Klimagerechtigkeit und Netto-Null 2037! Wir müssen uns verabschieden von fossilen Energien und damit auch von benzinbetriebenen Autos.
In Biel hat eine breite Bürger:innenbewegung den sogenannten A5 Westast gestoppt. Die Schnellstrasse hätte mitten durch die Stadt führen sollen. Einen Autobahnausbau zu stoppen, ist also möglich! Der Bundesrat hat Anfang Jahr Gelder für den Rheintunnel sowie für weitere Autobahn-Ausbauprojekte in Bern, St. Gallen und Schaffhausen verlangt. Auch diese Ausbauten führen durch die Stadt oder die Agglomeration. Sagt das Parlament im Herbst 23 dazu ja, ist ein Referendum durch ein breites Netzwerk mit VCS, umverkehR und vielen anderen Organisationen vorbereitet.
Wir sind nicht allein mit unserem Widerstand. Zusammen können wir den Rheintunnel verhindern.
Antoinette Voellmy, Verein Dreirosen bleibt – Rheintunnel Nein, www.dreirosenbleibt.ch