mozaik-Autor Benno Gassmann entdeckt die musikalischen Seiten seines Nachbarn Tobias Walter. Ein Gespräch über die Faszination für Klänge, Rhythmen und Kulturen.
Ich kenne Tobias (50) schon lange und weiss von seiner Liebe zu vor allem griechischer Musik. Aus Anlass des aktuellen mozaik-Themas «Musik» möchte ich mehr über sein Verhältnis zur Musik erfahren.
Was bedeutet dir Musik?
Für mich bedeutet Musik die Faszination an Klängen, Melodien, Rhythmen und an verschiedenen Kulturen. Musik ist für mich im Idealfall eine gute Art der Kommunikation. Ich bin immer wieder begeistert, wenn ich eine Musikgruppe höre und sehe, wo ich bemerke, dass eine intensive Kommunikation unter den Musiker:innen stattfindet.
Was für Musik spielst du?
Ich habe vor ca. 25 Jahren angefangen, die griechische Langhalslaute, das Bouzouki, zu spielen. Bald darauf nahm ich Unterricht auf dem Tamburello, dem italienischen Tamburin. Dadurch konnte ich interessante Erfahrungen in der sizilianischen und neapolitanischen Perkussion und Musik machen. Später habe ich mehrere Jahre mit einem Freund aus Napoli zusammen gespielt. In diesem Duo haben wir griechische und neapolitanische Musik gespielt mit Gitarre, Bouzouki und Gesang. Mehrmals jährlich haben wir in einem Quartiertreffpunkt in Basel ein mediterranes Menu gekocht für die Gäste. Und nach dem Essen haben wir dann musiziert.
Ich habe dann auch Unterricht in orientalischer und nordafrikanischer Perkussion,besucht. Auch Aspekte bzw. gewisse Stile der afrikanischen Musik faszinieren mich. Oftmals ist dort die Perkussion sehr ausgeprägt, sehr virtuos und mit viel Improvisation, was mir gefällt. Ich war in Afrika im Kindergarten – vielleicht habe ich dort die Begeisterung für die afrikanische Musik entdeckt.
Aktuell gehe ich meistens am Freitagabend zu einem türkischen Musiktreffpunkt in der «Buchhandlung und Musikhaus Özgür» an der Feldbergstrasse 33. Dort wird natürlich türkische Musik gespielt. Da ich kein Wort Türkisch und die türkischen Kolleg:innen oftmals kaum Deutsch sprechen, versuchen wir einfach über die Musik zu kommunizieren. Und diese Situation schliesst somit den Kreis zum Kommunikationsaspekt der Musik, welchen ich oben erwähnt habe. Seit kurzem übe ich auch ein Repertoire mit einer griechischen Sängerin ein.
Woher rührt deine Liebe zur griechischen Musik?
Ich vermute stark, dass dies damit zu tun hat, dass wir als Familie häufig in Griechenland Ferien gemacht haben. Meine Eltern sprachen Leute auf der Strasse an. So kamen wir in Kontakt mit den Einheimischen. Dort sind in den Tavernen regelmässig Musiker:innen vorbeigekommen, um zu spielen und zu singen. Die Live-Musik so nahe am Esstisch zu erleben, das hat mir bereits als Kind sehr gefallen.
Welche Musik hörst du?
Ich höre sehr viel Musik, jeden Tag. Wenn ich nach Bern pendle zur Arbeit, höre ich gerne bereits im Bus Musik und später auf dem Fussweg bis ins Büro., vor allem griechische und afrikanische Musik. Manchmal kann ich so den Text von einem für mich neuen Lied auswendig lernen, bis ich im Büro bin. Oder ich lerne durch den Youtube-Zufallsgenerator ein neues Musikstück kennen, welches ich bisher noch nicht gekannt habe und das mir gefällt. Eventuell recherchiere ich dann weiter und erlerne das Stück instrumental und mit Gesang.
Im heutigen, oftmals stressigen Alltag erlebe ich die Musik, zusammen mit dem Sport, als guten Ausgleich. Wenn ich abends nach der Arbeit nach Hause komme und Musik spiele, konzentriere ich mich automatisch auf etwas anderes als die Arbeit und kann so den wohltuenden Abstand gewinnen. Besonders gefällt mir beim Musizieren, dass ich aktiv etwas mache und dabei höre, was ich spiele. Wenn mir dann am Abend beim Üben ein Musikstück gut gelingt, dann erlebe ich das als sehr befriedigendes Ausklingen des Tages.
Text: Benno Gassmann