Der Hinterhof des Bläsirings 15 wird von einem asphaltierten Parkplatz in eine grüne Oase zurückverwandelt. Heini Dalcher berichtet.
Ich liebe diese verborgenen Hinterhöfe im unteren Kleinbasel! Die Überraschung beim Eintreten durch ein meist schmales Portal in der geschlossenen Blockrandbebauung, der Eintritt in eine verwunschene Welt.
Oft trifft man auf verträumte Werkstätten und Ateliers, welche noch nicht spekulativ umgenutzt werden konnten. Oft werden diese Innenhöfe aber auch ausgeräumt, asphaltiert und zu banalen Parkplätzen zweckentfremdet, um diesen wertvollen Freiräumen mindestens eine geringe Rendite abtrotzen zu können.
Als ich mich vor ca. zehn Jahren das erste Mal scheu durch den schmalen, mit Graffiti geschmückten Durchgang im Haus Bläsiring 15 vortastete, um einen Blick in den verborgenen Hof zu wagen, entdeckte ich eine Baum-Oase, gesäumt von romantischen Atelier- und Werkstattgebäuden. Zwei Baumriesen, ein Nussbaum und ein mehrstämmiger Kastanienbaum, überspannen mit ihren weit ausladenden Ästen den halben Hof, und viel Efeu, wilde Reben und Sträucher säumten den Hofplatz, der aber zeittypisch vollständig asphaltiert und mit Autos zuparkiert ist.
Der Hof wirkt aber trotzdem wie eine Insel im dichtbebauten Quartier zwischen Bläsiring, Andlauer-/Offenburgerstrasse und unterem Rheinweg.
Seit zwei Jahren bin ich durch eine spezielle Fügung nun direkt verantwortlich für diesen städtischen Raum zusammen mit vier Liegenschaften, in denen sich günstige Wohnungen, Werkstätten und Ateliers befinden.
Aus Träumen wachsen Aufgaben – und schon schnell bemühte ich mich zusammen mit der Aktion «Aufbrechen WWF Schweiz» um die Renaturierung des Hofs. Es erscheint für alle Beteiligten logisch, dass in diesen klimatisch veränderten Zeiten der Boden wieder regenwasserdurchlässig, mit möglichst vielen Pflanzen bereichert, das Stadtklima verbessert und für die Bewohner:innen zu einem wertvollen Aufenthaltsort aufgewertet werden soll. Aber eine Anfrage beim Tiefbauamt hat mich jäh gestoppt: Dazu benötigt es Boden- und Sickerproben, ein Gesamtkonzepte mit Kanalisationsplänen und letztlich ein ordentliches Baubegehren – dieses ganze Verfahren, obwohl der Hof nur vom ca. 40-jährigen Asphaltbelag befreit und in seinen Urzustand (ca. 1880–1980) zurückgebaut werden sollte.
Inzwischen sind zwei weitere «asphaltierte» Jahre vergangen. Die Hof-Liegenschaften wurden in gegenseitigem Einverständnis von der Denkmalpflege sehr kulant im Hinblick auf die zukünftige Nutzung unter Schutz gestellt. Und bald soll eine Baubewilligung für das Aufbrechen des Hofbelags, das Erstellen einer grossen Wasserzisterne und für die sanfte Sanierung/Erweiterung der Hinterhofgebäude vorliegen.
Diesen Winter wird der Aufbruch mit dem Aufbrechen des Hofbelags und der
anschliessenden Hofbegrünung und Transformation der Liegenschaften starten. Gemeinsam mit dem jungen Architekten-/Handwerkerteam «Squadra Works» – Spezialisten in Sachen nachhaltigem Bauen – und örtlichen Handwerkern beginnt eine spannende Geschichte um diesen Hof und seine Gebäude. Deren Resultat wird eine grüne, mit Regenwasser gespeiste Oase, erweiterten Gebäuden durchmischt mit Ateliers, Werkstätten und Wohnungen, Garten- und Spiel-/Sitzplätzen sein.
Wir freuen uns auf das erste Fest in diesem grünen Hof.
Heini Dalcher