Viele Menschen sehen die Stadtentwicklung Klybeck-Kleinhüningen skeptisch. Sie fordern Verbesserungen jetzt statt erst in 20 bis 30 Jahren.
Die Entwicklung eines Stadtteils von der Grösse des Klybecks und des Hafenareals ist ein langwieriger Prozess. Die Planer:innen müssen viele Rahmenbedingungen und Interessen unter einen Hut zu bringen. Die politischen Vorgaben ändern sich: Stichwort Hafeninitiative und Gegenvorschlag. Dazu kommen die Erwartungen und Befürchtungen der Menschen, die heute in den Quartieren und in der Nachbarschaft des ehemaligen Ciba-Areals und des Hafens leben.
Broschüren, Website, Videos, Präsentationen, Veranstaltungen, beeindruckende Präsenz von Fachleuten aus der Verwaltung – die Verantwortlichen beim Kanton geben sich grosse Mühe, über ihr Vorgehen und ihre Ziele zu informieren. Und die Anliegen und Befürchtungen der Betroffenen abzuholen. Eine weitere Etappe im Beteiligungsprozess ging am Samstag, den 9. November, im Quartierzentrum Klÿck über die Bühne. Der Anlass wurde zweimal durchgeführt, einmal am Vormittag und einmal am Nachmittag. Zuerst informierten die Planerinnen und Planer über den Stand der Arbeiten. Danach folgten Diskussionen in kleinen Gruppen am runden Tisch. Anschliessend gab es eine Führung durch den Stadtteil.
Was beschäftigt die Menschen?
Den Fragen nach zu schliessen, gibt es viele Unklarheiten zum aktuellen Planungsstand. Wie viel billigen Wohnraum gibt es? Sind die Wohnungen behindertengerecht? Was passiert mit den schönen Pappeln am Klybeckquai? Gibt es Hochhäuser? Wo hat es Schulhäuser und Kindertagesstätten? Wie löst man die Energieversorgung? Wird das Abwasser einfach weiterhin über in die ARA entsorgt, oder gibt es innovative Ideen für den sparsamen Wasserverbrauch? Auf viele Fragen wissen die Planenden die Antworten selber noch nicht so genau.
Eine noch grosse Unbekannte ist die Gestaltung der Grünflächen. Die ursprüngliche Planungsidee eines Parks auf den Geleisen der Hafenbahn hat der Grosse Rat mit dem Gegenvorschlag zur Initiative «Hafen für alle» gekippt. Er will mehr Park am Rhein. Es gibt klare Vorstellungen, wie des realisiert werden kann (siehe Artikel «Park am Rhein statt hinter Wohnhäusern»). Die Planerinnen tun sich mit dem Entscheid aber offensichtlich nicht leicht.
Ausufernder Verkehr
Deutlich wird, dass viele Quartierbewohner:innen andere Sorgen haben «als die Richtigkeit des Richtplans». In erster Linie betrifft es die Angst vor Verdrängung und die Vernichtung von billigem Wohnraum. Die Mieten steigen, der Aufwertungsdruck ist spürbar. Eine Teilnehmerin sagt, hier würden 140 verschiedene Sprachen gesprochen. «Das sind alles Menschen, die nicht so viel Geld verdienen.»
«Die Entwicklung dauert lange», stellt eine andere Teilnehmerin fest und fordert: «Man sollte mehr tun für Leute, die heute im Quartier wohnen!» Der intensive Verkehr besonders auf der Hochbergerstrasse und der Kleinhüningeranlage belastet die Lebensqualität stark. «Für die Regulierung des Verkehrs braucht es keine Stadtentwicklung.» Auch könnte die schäbig anmutende Anlage um die Wiesenmündung schon heute zu einem attraktiven Park aufgewertet werden.
Ziel erreicht?
Das Baudepartement wollte Rückmeldungen zum Stand der Stadtteilrichtplanung Klybeck-Kleinhüningen. Ob dieses Ziel erreicht wurde, bleibe dahingestellt. Den Teilnehmenden standen viel, aber schwierig lesbares Informationsmaterial und Fachleute für Gespräche zur Verfügung. Für eine vertiefte Auseinandersetzung in kleinen Gruppen am runden Tisch blieben jedoch gerade einmal zehn Minuten Zeit. Dieser Mangel ist immer wieder feststellbar, auch bei Beteiligungsanlässen zur Entwicklung von «klybeckplus». Es müssten andere Formen der Mitwirkung ausprobiert werden. Obschon mehrfach vorgeschlagen und gefordert, fehlen auf den Entwicklungsarealen und in den betroffenen Nachbarschaften Informationspavillons, wo sich Interessierte in Ruhe über die Planungen kundig machen können. Und wo auch Veranstaltungen durchgeführt werden können.
Kommt hinzu: Menschen mit Migrationshintergrund waren im Klÿck kaum vertreten. Woran das liegt und wie das geändert werden könnte? Mit Antworten darauf tun sich viele Organisator:innen von derartigen Beteiligungsveranstaltungen schwer.
Matthias Brüllmann