
Der Ort der Stille im solothurnischen Schwarzbubenland lädt zur Einkehr ein. Er ist aber auch für Spaziergänge und Wanderungen ein wunderbares Ziel.
Viele Klöster, die einst eine bedeutende Rolle im religiösen, aber auch im wirtschaftlichen Leben spielten, beherbergen heute andere Institutionen. Zu ihnen gehört das Kloster Beinwil, idyllisch gelegenes Wahrzeichen am Passwang im solothurnischen Schwarzbubenland. Das Gebäude gehört einer Stiftung. Diese stellt es jeweils einer Gemeinschaft zur Verfügung, «die auf der Grundlage des Evangeliums in Stille, Meditation und Gebet lebt und für die Verständigung aller christlichen Konfessionen wirkt für Menschen, die hier Stunden, Tage oder Wochen verbringen möchten». Das tägliche Leben beruht dabei auf dem Wechsel von Gebetszeiten, Meditation und Arbeit. Seit 2019 wird die ehemalige Benekditinerabtei jetzt als byzantinisch-orthodoxes Kloster Johannes Kapodistrias genutzt. Der russisch-orthodoxe Priesterkonvent im Kanton Zürich hat sich allerdings öffentlich vom Kloster distanziert.
Ursprungsort von Mariastein
Kloster Beinwil war schon im Mittelalter eine Station für Jakobspilger auf dem «Basler Jakobsweg Basel-Beinwil-Solothurn-Bern». Das ursprüngliche Benediktinerkloster wurde Ende des 11. Jahrhunderts durch den Abt Esso von Hirsau (Hirsau liegt im nördlichen Schwarzwald) gegründet, nicht zuletzt als Hospiz für Durchreisende auf dieser Sonnenterrasse zwischen Laufen und Balsthal. Es erlebte bald eine grosse materielle und geistige Blüte; nach dem 13. Jahrhundert geriet es in die politischen Auseinandersetzungen der Städte Basel und Solothurn und wurde dabei mehrfach verwüstet. 1633 kehrte in den neu erstellten Gebäuden wieder ein Klosterleben ein, doch verlegte der damalige Abt Fintan Kiefer 1648 den Konvent von Beinwil zum nahen Wallfahrtsort Mariastein. Als Erinnerung an Beinwil trägt Mariastein noch heute in seinem Wappen zwei parallel schräg gestellte Knochen (Gebeine).
Ende des 17. Jahrhunderts wurde Beinwil von Mariastein aus wieder im Barockstil aufgebaut. Durch die Klosteraufhebungen während des Kulturkampfs im 19. Jahrhundert – der grossen Auseinandersetzung zwischen katholischer Kirche und Staat – gelangten Kloster und Kirche ins Eigentum der katholischen Kirchgemeinde des Dorfes. Sie wurden 1978 renoviert, doch noch im gleichen Jahr zerstörte eine Feuersbrunst das Werk.

Das um den stilvollen Kreuzgang angelegte Konventgebäude erlitt beträchtlichen Schaden. Der Wiederaufbau wurde, dem Willen von Volk und Behörden entsprechend, rasch an die Hand genommen. Die Kirche erhielt erneut ihre prächtige, bemalte Holzdecke über Schiff und Chor. Der zerstörte Hochaltar konnte durch ein barockes Werk aus Bellwald im Wallis ersetzt werden, und die beiden Seitenaltäre stammen aus der alten Kirche von Le Noirmont im Jura. Einmalig sind auch die kraftvollen hölzernen Bögen des Kreuzgangs, um den sich das Konventgebäude gruppiert. Beim Wiederaufbau kamen in den Klosterräumen bedeutende bemalte Holzdecken zum Vorschein, die bis zum Brand unter Gipsdecken verborgen gewesen waren.
1980 gründete der Abt von Mariastein in Zusammenarbeit mit dem Kirchenratspräsidenten der Evangelisch-reformierten Kirche Basel-Stadt die Stiftung Kloster Beinwil, welche die ökumenische Begegnungsstätte trägt, während die Kirche weiterhin im Besitz der Kirchgemeinde des Dorfs ist.
Der stille Ort bietet sich an für schöne Spaziergänge und Wanderungen, und die gastfreundlichen Mönche laden auch zu Übernachtungen ein.
Text: Edith Schweizer-Völker/Fotos: Martin Schulte-Kellinghaus
Tel. 077 427 16 87
Anfahrt per S-Bahn bis Aesch
Dort umsteigen auf Bus bis Kloster Beinwil