Bäume und Blumen in Harmonie

Gärtner Gabriel Burkhardt (Foto: Benno Gassmann)

Es gibt Menschen, die beruflich mit Natur zu tun haben. Wie der Gärtner Gabriel Burkhardt. Er hilft unseren Garten zu gestalten. Mit ihm konnte ich ein Gespräch führen.

Was bedeutet dir Natur?

Mein Zugang zur Natur war von Beginn an von Glücksgefühl begleitet. Ich war wahnsinnig gern im Wald, auf den Felsen, im Meer. Ich habe es schon als Kind unglaublich genossen, wenn wir an schönen Orten in der Schweiz waren. Viel in den Bergen, viel an den Flüssen gespielt, gern auch im Wasser. Wasser war auch mein Abschlussthema in der Steinerschule. 

Hat dich dieser Naturbezug zum Beruf als Gärtner geführt?

Das war nicht so klar. Ein Grossvater von mir war Schlosser. So wollte ich zuerst eine Lehre als Metallbau-Schlosser machen. Ich machte dann aber nach der Schule zuerst einen zehnmonatigen Aufenthalt in England in der Landwirtschaft. Wieder daheim waren dann meine Lieblings-Lehrstellen als Metallbauschlosser weg. Da fand ich: Gärtner, Gemüsegärtner, wäre schön. Die dreijährige Ausbildung hat mir gefallen. Danach folgte im Tessin eine Baumschule für Zierpflanzen. Da habe ich mich «verschossen» in exotische Pflanzen, von denen es da viele gab. Es ist toll, was man an tropischen Pflanzen anpflanzen kann, wenn man sie schützt. Ich habe solche Topfpflänzchen liebevoll gehegt. Das waren meine «Ersatz-Babies». 

Kommunizierst du mit den Pflanzen, wenn du sie setzt, oder welche ausreisst? 

Bei Bäumen mache ich das. Da setze ich einen zu fällenden Baum vorher ins Bild, dass er jetzt gefällt werde. Früher war ich naturreligiös. Ich war von meinem Elternhaus so geprägt. Man hat Bäume umarmt. Natürlich habe ich das auch gerne gemacht. Es ist ein schönes Gefühl von Geborgenheit, wenn du einen Baum umarmst. Er ist ja voll Leben. 

Ich hatte als Kind auch Kontakt zu Elementarwesen, die sich in unserem Garten wohlfühlten. Heute ist mir dieses Naturreligiöse nicht mehr so nah. Die geistige Ausrichtung ist mir wichtiger angesichts der aktuellen Herausforderungen. Ich denke an die politische Weltlage. Da kann man, so finde ich, nicht gut leben ohne ein gutes Gott-Vertrauen. Ich bin heute mehr mit Gott verbunden. Die Naturverbundenheit ist anders geworden. Ich erlebe in der Natur, in der Intelligenz der Pflanzenwelt – wie in den Wundern des Weltalls – ein pures göttliches Wirken.

Welche Auswirkungen hat Deine Einstellung auf den Umgang mit Pflanzen?

Ich als Gärtner war immer biologisch unterwegs. Herbizide sind für mich ein No-Go. Ich hatte Kunden, die von mir wünschten, etwas mit Herbiziden zu vernichten. Ich habe das etwa zweimal gemacht. Danach hatte ich ein schlechtes Gewissen bis zu körperlichem Unwohlsein. Herbizide auf Pflanzen – das mache ich nie mehr! 

Es macht auch, finde ich, keinen Sinn. Der Mensch soll seine Hände benutzen, um mit Unkräutern fertig zu werden. In unserer superreichen Schweiz ist es pervers, wenn wir wegen Kostenüberlegungen auf Herbizide oder Pestizide zurückgreifen. Wir könnten es uns leisten, alles biologisch zu bewirtschaften. 

Gut, es gibt Menschen, vor allem in Ländern, wo sie jeden Rappen umdrehen müssen, weil unser System so ist, dass der globale Süden immer noch so ausgenützt wird: Da kann ich verstehen, dass ein Bauer Herbizide einsetzt. Aber in der Schweiz kann man Bio-Gemüse gut verkaufen. Und ein Landschaftsgärtner wie ich einer bin, dürfte wirklich keine solchen Mittel versprühen. Denn ein Landschaftsgärtner ist ein Luxus-Diener. Er geht nur zu Leuten, die sich das leisten können, weil sie genug Geld haben.

Du bist also ein Luxusdiener?

Hejo! Ich meine: Früher waren es Könige, Adelige, die sich Landschaftsgärtner leisteten!

Was gibt dir die Arbeit in und mit der Natur?

Mein gärtnerisches Gestalten gibt mir viel. Wenn ich einen Baum schneide, bringe ich den Baum in eine neue Dimension, lichte ihn aus, verkleinere ihn. Ich denke mir dabei, wenn der Baum zu dicht ist, macht er zu viel Schatten auf Gras und Blumen ringsum. Das heisst ich darf dem Garten helfen, in sein Optimum zu kommen. Dass mehr blühen kann, mehr Pflanzen sich wohlfühlen und schön aussehen, dass alles in einer Harmonie bleibt. Dass nicht der einzelne Baum so viel Platz und Licht und Wasser für sich beansprucht, dass für andere kleinere Pflanzen zu wenig bleibt. Ich schaffe also mehr Licht und Platz für die andern Pflanzen. Und es ist etwas Schönes, wenn ich Blumen pflanzen oder eine Steinmauer am richtigen Ort erstellen darf. Das ist pure künstlerische Freiheit. 

Benno Gassmann

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