Das Kreuz mit dem Namen

Markttag auf dem Matthäusplatz – oder künftig auf dem Matthäuskirchplatz? (Foto: Matthias Brüllmann)

Unser «Matthäusplatz» heisst neu und offiziell MatthäusKIRCHplatz. Gegen diesen  Namen regt sich im Matthäusquartier Widerstand.

Wer hätte es gewusst: Der fast 150 Jahre alte Matthäusplatz hat bis vor kurzem keinen offiziellen Namen. Gestört hat das eigentlich niemanden. Der Platz heisst Matthäusplatz, und alle wissen, wo er ist. 

Neben dem Matthäusplatz gibt es in Basel einige Plätze, die keine offizielle Bezeichnung haben. Für den Kanton ist dies kein Zustand. «Die Benennung des Matthäuskirchplatz ist Teil der jüngsten Offizialisierung diverser gebräuchlicher Strassennamen wie beispielsweise Theaterplatz, Birskopf, St. Albantor-Anlage»,  erklärt Toprak Yerguz, Leiter Kommunikation des Justiz- und Sicherheitsdepartements. Die Namensfindung ist Aufgabe der Nomenklaturkommission. Der Vorsteher bzw. die Vorsteherin des Justiz- und Sicherheitsdepartements, derzeit Regierungsrätin Stephanie Eymann,  entscheidet über deren Anträge. Der Beschluss betreffend den Matthäuskirchplatz wurde am 7. Februar im Kantonsblatt veröffentlicht. 

Wie kam die Kommission auf den Namen «Matthäuskirchplatz»? Regierungsrätin Eymann erklärt es wie folgt: In Basel werden die Plätze vor oder um eine Kirche dann «Kirchplatz» genannt, wenn die Kirche das städtebaulich dominierende Element des Platzes sei. Das sei auch bei der Theodorskirche, der Martinskirche oder der Peterskirche und ihren entsprechenden Plätzen der Fall. Und das treffe auch auf die Matthäuskirche und den umliegenden Platz zu. 

Peter Schuler vom Quartierverein «Matthäusplatz – unser Platz» erscheint diese Begründung etwas gar akademisch. «Ich wohne seit 46 Jahren hier und an der Oetlingerstrasse. Meine Kinder gingen ins Bläsischulhaus. Der Begriff Matthäuskirchplatz ist mir nie begegnet»,  sagt er. Weiteres spricht laut ihm gegen den neuen Namen: 

  • So finden die Wochen- und Saisonmärkte auf dem Matthäusplatz statt. 
  • Es ist unklar, wie lang die Matthäuskirche noch Kirche bleibt. Schon heute werden in dem Gotteshaus keine Gemeinde-Gottesdienste mehr abgehalten. Es gibt keine Matthäus-Kirchgemeinde mehr. 
  • Selbst die kantonalen Behörden benutzen den Namen «Matthäusplatz» in Entscheiden und Mitteilungen, wenn vom Geviert die Rede ist. Nur sporadisch taucht der Name «Matthäuskirchplatz» in der amtlichen Kommunikation auf. 

Die Kritik an der Benennung hat die Verantwortlichen laut Eymanns Pressechef Yerguz überrascht. Dass für den Platz bisweilen auch der verkürzte Name Matthäusplatz verwendet werde, sei der Nomenklaturkommission nicht entgangen. Das sei aber kein Grund, um von der bisherigen und einheitlichen Praxis bei der Benennung von solchen Plätzen abzuweichen, zumal der Name Matthäuskirchplatz ebenfalls geläufig und in den Unterlagen des Staatsarchivs belegt sei.

Stichwort Nomenklaturkommission

Wenn ein neues Quartier entsteht oder neue Strassen gezogen werden, so braucht es Namen für Plätze und Strassen. Passende Namen zu finden, ist Aufgabe der Nomenklaturkommission. Entscheiden tut dann das Justiz- und Sicherheitsdepartement. Die Nomenklaturkommission gehören sieben Mitglieder an. Präsident ist der Kantonsgeometer Paul Haffner. 

Die Benennung sei auch keine religiöse Stellungnahme. Sondern sie ist der Tatsache geschuldet, dass das bestehende Kirchgebäude historisch wie städtebaulich das prägende Element des Platzes ist. Stösst sich jemand am religiösen Kontext des Namens, müsste konsequenterweise auch auf «Matthäus» verzichtet werden. Und dass die Kirche das prägende Element des Platzes ist, zeige sich nicht zuletzt auch daran, dass selbst der Verein Matthäusplatz die Kirche prominent im Logo führe. 

Einladung zum Gespräch

Stossend ist, dass weder die Quartiervereine noch die Bevölkerung in die Entscheidfindung einbezogen wurden. Der Platz ist in mehr als städtebaulicher Hinsicht prägend für das Matthäusquartier. Die Namensgebung ist ein Entscheid, der die Quartierbevölkerung besonders betrifft. Gemäss §55 der Kantonsverfassung wäre sie in einem derartigen Fall in die Meinungs- und Willensbildung einzubeziehen. 

Der Quartierverein «Matthäusplatz – unser Platz» hat Ende Februar beim Regierungsrat eine Einsprache gegen die Namensgebung eingereicht. Er will, dass diese rückgängig gemacht wird. Der Platz soll offiziell  «Matthäusplatz»  heissen. Regierungsrätin Stephanie Eymann hat inzwischen zum Gespräch eingeladen. Das «mozaik» bleibt dran. 

Text und Bild: Matthias Brüllmann

Bläsikirche?

Der Platz tat sich nie einfach getan mit seinem Namen. Der Kanton hatte das Grundstück zwischen Feldberg-, Mülheimer-, Oetlinger- und Mörsbergerstrasse 1885 gekauft, um  im rasant wachsenden Kleinbasel eine Kirche zu bauen. Es war umstritten, wie das Gotteshaus heissen soll: Naheliegend wäre Bläsikirche gewesen. Denn so hiess auch das Kirchenprojekt. Der Kirchenvorstand wollte dagegen mehrheitlich «St. Stephanus«. Der Regierungsrat folgte jedoch dem Minderheitsantrag, Und so wurde die Kirche 1896 als Matthäuskirche geweiht. Die Benennung des Platzes um die Kirche überliess er dem Volksmund. 

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