«Der letzte alte Fährimaa»

Urs Zimmerli bezeichnet sich selbst als «den  letzten alte Fährimaa». Die heutigen Fährimänner und Fährifrauen sind alle bei ihm in die Lehre gegangen. Ein Porträt. 

Bereits 1972 machte Urs Zimmerli sein Brevet zum Basler Fährimaa und konnte an der Fasnacht seinem Vater Walter Zimmerli aushelfen. 1992 wurde er dessen Nachfolger und ein ebenso unübersehbarer typischer Fährimaa auf seiner Klingentalfähre mit dem Vogel-Gryff-Wappen. 

Damals musste für das Brevet neben der Prüfung für Motorboote und das Rettungsschwimmen auch die Wasserfahrprüfung für Boote und Waidlinge bestanden werden. Später sind nur noch  die neuen technischen Anforderungen wie Funkverkehr und GPS dazugekommen. 

Stolz kann er Urs Zimmerli auch vermelden, dass «seine» älteste, noch ganz aus Holz gebaute Fähri im Verkehrsmuseum Luzern ausgestellt ist. Sein Nachfolger ab dem 1. Januar 2023 heisst Alex Guerrieri von der Florastrasse und er wird wohl neue Prüfungen ablegen müssen, denn die alten 20er-Abonnemänt werden bald in digitale «Tickets» umgewandelt werden!

Immer mehr Betrieb

In den 90er-Jahren war es noch viel ruhiger auf dem Rhein und an den Rheinufern. Aber an der Fasnacht benutzten die Cliquen noch die Fähre und die Studenten setzten zur Fahrt an die Universität über den Rhein. Namentlich auch Alfred Rasser war noch bis 1977 ein Fährigast auf dem Weg von der Florastrasse ins Theater Fauteuil und zurück. 

Unvergessen ist auch der Sommer 1976 mit dem durchgehend begehbaren Rheinufer und Fährifahrten von einer halben Stunde! Seit 1988 belebte die Herbstmesse auf dem Kasernenareal auch das Fährigeschäft. Aber 1994 und letztmals 1999 verhinderte das Hochwasser im Frühjahr wochenlang den Fähribetrieb. Mit den ersten Buvetten ab 2003 bei der Dreirosenbrücke und vor der Kaserne und mit der Verbreiterung der Bermenwege in den beiden Winterhalbjahren von 2008 bis 2010 hat sich die Attraktivität des Kleinbasler Rheinufers massiv erhöht. Mit dem neuen, gemischten Publikum ist die frühere Drogenproblematik verschwunden, dafür wurde das Litteringproblem immer grösser. 

Auch auf dem Wasser sind immer mehr Rheinschwimmerinnen und  Rheinschwimmer unterwegs, seit 2001 auch auf den rheinauf und rheinabwärts zirkulierenden Rhytaxis, seit etwa fünf Jahren sind noch die Stehpaddler dazugekommen! Neben dem seit 2018 verkehrenden Flaggschiff «Rhystärn» und der älteren, neu zum «Picasso»-Schiff umgemalten «Christoph Merian» zirkulieren immer mehr, längere und schnellere Frachtschiffe auf dem Rhein. Zum geselligen Leben am und auf dem Fluss gehören auch die Fondue-Fahrten, «erfunden» auf der Klingentalfähre, aber seit Kurzem auch die Urnenbestattungen, die frühmorgens oder im Winter auch abends stattfinden können. Traurig stimmt auch der Rückgang der Tierwelt; denn wann wurde am Rheinufer die letzte Ratte oder ein Fischreiher gesehen?

Bild: Urs Zimmerli, der Fährimann der Klingentalfähri, verabschiedet seine Passagiere auf der Kleinbasler Seite.  

Text und Bild: Christian Vontobel