Der «Stadtdschungel» ist verschwunden

Vorher: Die Wandbild von Patrizia Stalder mit seiner sagenhaften Tier- und Pflanzenwelt im Originalzustand (Foto: Stadtgärtnerei Basel-Stadt)
Nachher: Die Mauer ist abgebrochen; das Wandbild ist weg (Foto: Matthias Brüllmann)

Paradiesvögel, Elefanten, Schnecken, Walfische, wilde Pflanzen in allen Farben tummelten sich am Weg von der Erlenmatt in die Langen Erlen. Jetzt sind sie verschwunden. 

Für Spaziergängerinnen und Velofahrer ist der Weg von der Erlenmatt hinunter zur Wiese die schnellste Verbindung in die Langen Erlen. Viele mögen sich an die Schafe erinnern, die alle paar Monate die Wiesen und Hänge «mähten», an die Baumhütte oben am Abhang, an die Lagerhäuser im Hintergrund. Und natürlich an das riesige bunte Wandbild auf der Stützmauer. Dort, wo der Weg scharf abbiegt und unter einer Bahnbrücke hindurch in die dröhnende Strassenwildnis führt, bevor es die Treppe hinuntergeht zur Wiesendammpromenade. 

Die Gegend ist nicht mehr wiederzuerkennen. Die Lagerhäuser wurden abgerissen, die Landschaft umgepflügt (siehe Seite 20 und 21). Die Stiftung Habitat baut im Nordosten der Erlenmatt neue Häuser mit Wohnungen und Gewerberäumen. Die Stadtgärtnerei realisiert die letzte Etappe des Erlenmattparks. Im Zug eben dieser Arbeiten wurde auch die Stützmauer mit dem Wandbild abgebrochen. 

 «Über die Zerstörung des Bildes hat mich eine Freundin per SMS informiert», sagt Patrizia Stalder (42) auf Anfrage des mozaik. Geblieben sind ihr neben einigen Fotos ein paar farbige Bruchstücke ihres Werks, das sie 2018 geschaffen hatte. Sie wohnte damals auf der Erlenmatt, war soeben Mutter geworden und unternahm mit dem Baby viele Spaziergänge im Quartier. Dabei kam sie auf die Idee für ein Wandbild auf der Betonmauer, wie sie erzählt. Nach einigen Abklärungen beim Tiefbauamt und der Deutschen Bahn erhielt sie grünes Licht. Das Bild hat laut Stalder keinen Namen. Es stehe am Übergang von der Stadt in die Parklandschaft der Langen Erlen und stimme ein auf die Farbenwelt und Formenvielfalt der Natur.

Patrizia Stalder sind ein paar Bruchstücke ihres Kunstwerks geblieben (Foto : Patrizia Stalder)

Patrizia Stalder ist eine renommierte, mehrfach ausgezeichnete Grafikerin und Illustratorin. Sie bildete sich an der Hochschule für  Gestaltung und Kunst (HGK) zur Zeichnungslehrerin aus. Vor einigen Jahren machte sie sich selbständig; ihr Atelier hat sie im St. Johann. Zu ihren Aufträgen gehören ab und zu auch – Wandmalereien.

https://www.patriziastalder.ch

Text: Matthias Brüllmann 

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