Mehrere Bühnenarbeiter beim ESC wurden drei Tage nach Arbeitsbeginn aufgrund einer polizeilichen Sicherheitsüberprüfung fristlos entlassen. Was ihnen genau angelastet wird, erfuhren sie nicht.
(16.5.2025: Update der 1. Version vom 16.5.2025 mit Stellungnahme ESC)

Was ist passiert? Vor zehn Tagen standen mehrere Arbeiter:innen im IGA-Büro, wie die Interprofessionelle Gewerkschaft IGA dieser Tage mitteilt. Sie waren aus Italien angereist, um beim Aufbau der ESC-Bühne für eine Basler Firma zu arbeiten. Nach den ersten drei Arbeitstagen kam das Telefon vom Arbeitgeber, ihre Akkreditierung werde per sofort von der Polizei kassiert. Die Arbeiter verloren den Zutritt zum Arbeitsort in der St. Jakobshalle aufgrund von Sicherheitsbedenken. Inzwischen weiss die IGA von mindestens elf Fällen dieser Art.
Rot oder grün
Die Kantonspolizei Basel-Stadt bestätigte, dass Sicherheitüberprüfungen durchgeführt werden bei Personen, die Zutritt zur „Main Venue“ haben sollen. Bei einem Grossanlass wie dem ESC sei dies unabdingbar. „Die betreffenden Personen haben alle eingewilligt, dass sie vor einem Zutritt zur Main Venue einer solchen Prüfung unterzogen werden“, schrieb Polizeisprecher Stefan Schmitt auf die schriftliche Anfrage des mozaik. Es liege in der Natur der Sache, dass diese Überprüfung – mit Blick auf die entsprechende Aufgabe resp. den geplanten Einsatz – bei einzelnen Personen negativ ausgefallen sei. Das Resultat der Sicherheitsüberprüfung (lediglich «rot» oder «grün») werde der SRG mitgeteilt. „Der endgültige Entscheid über den Zutritt zur Main Venue liegt bei der SRG als Veranstalterin“, so Schmitt. Personen, deren Akkreditierungsgesuche abgelehnt worden sei, könnten bei der Kantonspolizei ein Gesuch stellen, um die Gründe der Ablehnung zu erfahren.
Weitere Fragen, wie etwa jene nach der Anzahl Fälle, nach dem genauen Ablauf des Verfahrens und den zuständigen Behörden, liess die Polizei unbeantwortet. „Aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes können wir nicht weiter auf Ihre Fragen eingehen“, schrieb Schmitt.
Mehr als 14’500 Background-Checks
Für den ESC in Basel wurden aus Sicherheitsgründen bis anhin bereits mehr als 14’500 Background-Checks durchgeführt, teilte ESC-Kommunikationschef Edi Estermann mit. Es sei insgesamt nur zu einer geringen Anzahl von abgelehnten Gesuchen gekommen.
Die Darstellung der IGA sei so nicht korrekt, sagte Estermann weiter. Es gab laut ihm während der sogenannten Load In-Phase der St. Jakobshalle in Basel Mitarbeitende, deren Arbeit nach wenigen Tagen bereits abgeschlossen gewesen sei. Weil die Anzahl der Mitarbeitenden vor Ort aus Sicherheitsgründen stets minimal gehalten werden musste, wurden deren Akkreditierungen deaktiviert. Einige Akkreditierungen wurden danach für die Load out-Phase wieder aktiviert. So habe die Anzahl Mitarbeitender vor Ort stets reguliert werden können.
Auch Besucher:innen überprüft
Für alle Akkreditierungsgesuche von Crew, Staff, Mitarbeitenden, Journalist:innen, Besucher:innen, werden von den Behörden aus Sicherheitsgründen sogenannte Background-Checks durchgeführt, wie Estermann ausführte. Ergeben diese Checks einen Einwand, werden keine Akkreditierungen ausgestellt oder bereits ausgestellte oder zugesprochene Akkreditierungen wieder entzogen. „Über die Beweggründe werden wir seitens Projekt aus Datenschutzgründen nicht informiert“, sagte Estermann. Abgewiesene Gesuchsteller würden von den Behörden direkt informiert und könnten sich via eine Kontaktadresse persönlich über die Gründe informieren und sodann allenfalls ein Wiedererwägungsgesuch stellen.
Erinnerung an Fichen und schwarze Listen
«Dank der Gewerkschaft sind diese Machenschaften ans Licht gekommen. Wir hoffen, dass die Vorfälle aufgeklärt und die Betroffenen für ihren Lohnausfall, Reise- und Unterbringungskosten entschädigt werden», sagt Hans Georg Heimann von der IGA (Pensionierten-Gruppe). Diese Vorgänge erinnerten an die dunkelste Zeit des Kommunistenverbots in den 40er Jahren des letzten Jahrhunderts. Auch damals gab es schwarze Listen in der Schweiz. Wer darauf einen Eintrag hatte, fand keine Stelle mehr beim Bund, Kanton oder in grösseren Firmen.
Matthias Brüllmann