Im Bebbi-Sack steckt Potenzial

Der Kleinbasler Unternehmer Göknur Bektas berät Unternehmen, wie sie das beste aus ihrem Abfall herausholen können. 

Alte Sachen reparieren und wieder verkaufen, auf Flohmärkten stöbern und Gebrauchtem ein zweites Leben geben. Ohne es zu wissen, hat Göknur Bektas schon als Kind aktiv Kreislaufwirtschaft betrieben. Wie es nun zum Beratungsunternehmen im Kleinbasel gekommen ist, erzählt er gleich selber: 

Als junger Erwachsener begann ich neben meinem Studium der Pädagogik auf einem Recyclinghof zu arbeiten. Dort wurde mir bewusst, dass grosse Mengen an Abfall, die sortiert und rezykliert werden, eigentlich weiter genutzt werden könnten.

Die vertiefte Beschäftigung mit dieser Thematik bewegte mich 2016 dazu, hauptberuflich in die Entsorgungsbranche einzusteigen. Seither konnte ich die Abfallbranche in ihrer Vielfältigkeit kennenlernen und umfassende berufliche Erfahrungen in der Entsorgungslogistik sammeln.

Um meinen eigenen Vorstellungen von Nachhaltigkeit stärker folgen zu können, machte ich mich Ende 2021 mit der Gründung meiner Firma GÖBEK im Kleinbasel selbständig. Ich bin überzeugt, dass in jedem Unternehmen im Bereich der Entsorgung versteckte Optimierungspotenziale schlummern, die es zu entdecken gilt. Mein Wissensdrang und meine Neugier helfen mir dabei, diese zu erkennen und somit gleichzeitig Mehrwerte für meine Kunden und die Umwelt zu schaffen.

In der Beratung zeige ich den Unternehmen unabhängig, neutral und transparent auf, welchen wahren Wert die Abfälle haben. Von der Arbeitsplatzebene bis zum Containersammelplatz wird der gesamte Entsorgungsprozess der inner- und ausserbetrieblichen Logistik betrachtet. Das Ziel ist ein umweltfreundliches Wirtschaften im Einklang mit ökonomischen Vorteilen.

Firmen müssen umdenken

Die aktuellen Weltgeschehnisse führen zu Rohstoffknappheit Lieferengpässen und Kostensteigerungen. Diese Entwicklung animiert, besser gesagt zwingt Firmen umzudenken. Eine mögliche Teillösung wäre die Kreislaufwirtschaft. Diese setzt sich zum Ziel, Produkte so lange wie möglich zu nutzen und Abfälle zu vermeiden. Für Firmen heisst dies, in ihre Abfallcontainer zu blicken und zu schauen, was da alles entsorgt wurde und was eigentlich noch anderweitig genutzt werden kann. Wenn dies gelingt, dann werden Abfälle plötzlich wieder Produkte. Und wenn wir von Produkten sprechen, dann haben diese einen Wert. 

Abfälle vermeiden

Umweltschutz im Sinne der Abfallwirtschaft (Kreislaufwirtschaft) heisst Abfälle zu vermeiden und – wo nicht möglich – die Produkte weiterzuverwenden. Jedoch ist Abfall für viele eine Last, die man einfach loshaben möchte. Das kommt auch nicht von ungefähr, denn nur schon die Definition des Worts «Abfall» löst dieses Denkmuster aus. Das Umweltschutzgesetz definiert Abfall wie folgt: «Abfälle sind bewegliche Sachen, deren sich der Inhaber entledigt oder deren Entsorgung im öffentlichen Interesse geboten ist.“ 

Schweizer:innen produzieren sehr viel Abfall

Die Schweiz wird für ihr vorzügliches Recyclingbestreben gelobt – man nennt uns auch Recyclingweltmeister. Doch im Sinne der Abfallpyramide wäre die Vermeidung und Reduzierung dem Recycling vorzuziehen. Was eben weniger erwähnt wird, ist, dass die Schweiz im Verursachen von Abfällen unter den ersten zehn Ländern in Europa ist. Heute liegt die Abfallmenge pro Person in der Schweiz rund bei 700 kg im Jahr. Davon wird rund die Hälfte wieder rezykliert – das heisst, es entsteht ein sekundärer Rohstoff. Die andere Hälfte wird verbrannt oder deponiert. 

1970 lag die Abfallmenge pro Person in der Schweiz bei rund 300 kg im Jahr;  davon wurde rund ein Drittel rezykliert und der Rest verbrannt oder deponiert. Diese Entwicklung zeigt: je höher der Lebensstandard, desto mehr Abfall. Es sollte umgekehrt sein: Je besser es einer Gesellschaft geht, desto weniger Abfälle sollte sie verursachen. Aktuell werden im Kanton Basel-Stadt pro Jahr ca. 30’000 Tonnen Hauskehricht in Form vom Bebbi-Säcken  in der Müllverbrennung Basel verbrannt. Das macht pro Arbeitstag 115 Tonnen, also so viel wie ca. 115 Kleinwagen. Untersuchen zeigen aber: Im vollen Bebbi-Sack steckt mit verwertbaren Abfällen wie Papier, Kunststoff, biogenen Abfällen etc. noch viel Potenzial. Der Kanton hat diverse Projekte am Laufen, die sich diesem Problem annehmen. 

Die Bevölkerung und die Firmen sind in Bezug auf Abfall, Recycling und Entsorgung zunehmend bereit, einen grösseren Beitrag an den Umweltschutz zu leisten. GÖBEK bietet hier Unterstützung an und zeigt auf, dass praktischer Umweltschutz niederschwellig möglich ist. Denn wenn alle ein bisschen machen, dann ist es in der Gesamtmenge viel und so kommen wir dem Ziel «klimaneutrale Schweiz 2050» näher.

Text:  Göknur Bektas, Bearbeitung: Redaktion