Kommunikation im Musiklabor

Wer am Altrheinweg 38 mit dem Velo vorbeiradelt, hört häufig Musik auf die Strasse dringen. Speziell am Mittwochnachmittag, denn dann öffnet das Musiklabor von 14 – 18 Uhr seine Pforten und bietet, als Freizeitangebot für Kinder und Jugendliche, Musizieren an. Die beiden verantwortlichen Musiker des Labors Kilian Dellers und Samuel Dühsler haben Ulla Stöffler von der Mobilen Quartierarbeit Klybeck (MQK) einige Fragen zum Musiklabor beantwortet:

Wie kam das Angebot des Musiklabors zustande?
Samuel: Mitte Juli 2006 trat Michael Pfeuti mit der Idee an mich heran, eine alternative Musikschule zu gründen. Aus diesem Ursprungsgedanken entstanden zwei Dinge, welche heute noch Bestand haben. Zum einen der Musikpalast, zum anderen unser Musikangebot für Kinder und Jugendliche, das Musiklabor. Ein Laboratorium für Musik, wo viel Freiraum zum Experimentieren besteht. Zu Beginn, hatte ich eine feste Gruppe Kinder, eine Band. Erst im zweiten Schritt haben wir die Türe geöffnet und das Musiklabor dadurch für alle Kinder und Jugendlichen zugänglich gemacht. Das Musiklabor ist nach dem Prinzip „walk in“, also keine Anmeldungen erforderlich. Kinder können so am Mittwochnachmittag unverbindlich kommen und gehen.

Was genau bietet Ihr im Musiklabor an?
Kilian: Das Musiklabor ist bewusst ein niederschwelliges, offenes Angebot für Kinder und Jugendliche, gratis Musik zu machen. Verschiedene Instrumente und Mikrophone stehen fürs Ausprobieren zur Verfügung. Mit oder ohne Vorkenntnissen können die jungen Leute Instrumente ausprobieren und spielen. Wir improvisieren zusammen und finden so unsere eigene «Musiksprache».

Wie wird es finanziert?
Kilian: Dank einer anonymen Stiftung können wir das Angebot durchführen. Die Workshops draussen über den Sommer werden teilweise von den jeweiligen Veranstaltenden co-finanziert.

Welche Instrumente können im Musiklabor ausprobiert werden?
Kilian: Da bieten wir diverse Möglichkeiten an. Bei uns können Schlagzeug, Bongos, Percussion, Marimbaphon, E-Piano, E-Gitarre, E-Bass, Brassintrumente (Trompete, Posaune, Es-Horn, Posthorn), Mikrophon für Stimme sowie Mundharmonika ausprobiert werden. Natürlich dürfen auch eigene Instrumente mitgebracht werden.

Wie kamt Ihr persönlich zur Musik?
Samuel: Im Alter von drei Jahren war ich von der Fasnacht, speziell der Basler Trommel stark beeindruckt, so habe ich mitzutrommeln begonnen und quasi bis heute nicht mehr aufgehört. Allerdings vollzog ich bald den Wechsel zum Schlagzeug, für welches ich an der Musikwerkstatt Basel Gruppen- sowie Einzelunterricht erhielt. Als ich älter wurde, interessierte ich mich für die Geschichte des Instruments. So habe ich die Ursprünge bis in die USA verfolgt, wo ich selbst sechs Jahre lang lebte und Jazz Drums studiert habe.

Für wen ist das Musiklabor gedacht?
Kilian: Für Kinder und Jugendliche aus dem Klybeck, aber auch aus dem weiteren Umfeld von Basel-Stadt, dem Badischen, dem Elsass, sowie aus Basel-Land. Alleine, in Gruppen, mit Bezugspersonen oder auch für Kitas und Mittagstische bzw. Tagesstrukturen der Schulen. Die begleitenden Erwachsenen sind explizit eingeladen mitzumusizieren.

Habt Ihr Kontakt zu Eltern der Besuchenden?
Kilian: Wenn sie die Kinder begleiten, haben wir sehr guten Kontakt, auch manchmal zu den Eltern bei den Workshops in den Parks. Wenn die Kinder ohne Begleitung zu uns kommen, gibt es so gut wie keinen Kontakt.

Bereitet Euch das gemeinsame Musizieren mit den Kindern nach wie vor Freude?
Kilian: Freude ist immer dabei, sonst kommt gar kein Ton heraus. Das Zusammenspiel macht immer Freude.
Es kommt vor, das Teilnehmende kein Zusammenspiel wollen, sondern nur für sich alleine üben möchten, das lasse ich dann selbstverständlich auch zu.

Erlebt Ihr die Musik an den offenen Nachmittagen als Kommunikation mit den Kindern?
Kilian: Es ist pure Kommunikation in einer eigenen, neuen Welt und daher ganz ohne Hierarchien. Automatisch spielen besondere Feinheiten mit, wie beispielsweise Traurigkeit, Reise(lust), Fröhlichkeit, u.v.m. All das fliesst als gemeinsames Erlebnis in die Musik. Es ist Denken und fördert dieses. Es ist ebenso Intelligenz, eine intelligente Form der Kommunikation untereinander, welche nicht nur den Musizierenden, sondern auch den Zuhörenden viel Freude bereitet.

Ulla Stöffler

Aus mozaik 3/2019, Rubrik Schwerpunkt: Kommunikation