Nachhaltiges Interesse an Musik wecken

Lehrerkonzert im «Horst» der Musikwerkstatt Basel: Tibor Elekes (Bass), Marc Ullrich (Trompete), Janis Janualksis (Schlagzeug), Jean-Paul Brodbeck (Piano). (Foto: S. Stäubli)

«Die Musikwerkstatt Basel steht dafür, dass Musik in all ihren Formen wachsen kann», sagt der Musiker und Trompetenlehrer Marco von Orelli im Interview mit dem «mozaik».

mozaik Der Duden definiert Werkstatt als «Arbeitsraum für die Ausübung eines Handwerks». Inwieweit ist der Name für euch Verpflichtung und Programm?

Der Musiker und Trompetenlehrer Marco von Orelli (Foto: Lara L. Hill)

Marco von Orelli Wir helfen dabei, Musik entstehen zu lassen. Also sozusagen eine Brutstätte für Musik, in der selbstverständlich auch ein instrumentales Handwerk, technisches Rüstzeug erlernt werden kann. Wir stehen dafür, dass Musik in allen ihren Formen wachsen kann. 

Wie hat sich das Musizieren und der Musikunterricht in den über 40 Jahren gewandelt, seit es die Musikwerkstatt gibt?

Grossartige Veränderungen im Unterricht gab es eigentlich gar nicht so viele, wenn die Vermittelnden die pädagogischen und didaktischen Grundsätze sorgfältig beachten und umsetzen. Das eigentliche Musizieren ist im Rahmen von einer zeitlichen Entwicklung und veränderten Hörgewohnheiten mehr oder weniger gleichgeblieben, aber die Umgebung, die Bedingungen und die Anforderungen an Musizierende hat sich rasant entwickelt bzw. verändert. 

Bei jungen, schulpflichtigen Menschen existieren bereits durchgetaktete Stundenpläne. Das macht es schwierig, Termine für den Musikunterricht zu finden. Mit zunehmender Digitalisierung haben Menschen, so erscheint es mir, häufig weniger Zeit, vertieft in etwas einzutauchen, sich zum Beispiel auf ein Hobby einzulassen. Die Ausübung bleibt oftmals oberflächlich. 

Manchmal vermisse ich eine grundsätzliche Motivation. An diesem Punkt möchte die Musikwerkstatt Basel einhaken: Nachhaltiges Interesse zu wecken gehört vermehrt zu den Aufgaben, denen ich mich im Unterricht widme. Dazu gehört auch, dass ich helfen möchte, Selbstvertrauen aufzubauen, die eigenen Grenzen verschieben, neue Herausforderungen annehmen, um Hürden zu meistern. 

In eurem Unterrichtsangebot finden sich exotische Instrument wie das Didgeridoo. Die Blockflöte oder aber die Violine fehlen. Zufall?

Wir versuchen unser Angebot aufgrund der Nachfrage auszurichten und möchten mit einem spannenden, bestenfalls auch nicht alltäglichen Angebot auftreten.

Können eure Schüler:innen bei euch auch einen Abschluss erwerben?

Nein. Als Weiterbildung werden Kurse oder instrumentaler Unterricht anerkannt. 

Die Musikwerkstatt ist als Genossenschaft organisiert. Wer kann bei euch Genossenschafter:in werden? Was bringt eine Mitgliedschaft mit sich?

Bei uns entscheidet die Genossenschaft über die Aufnahme neuer Mitglieder. Die Genossenschafter:innen haben Mitsprache- und Stimmrecht und sie stehen in der Pflicht, im Betrieb der Musikwerkstatt Basel mitzuarbeiten.

Ob ein Kind ein Instrument lernen kann, ist oft auch eine finanzielle Frage. Wie kommt ihr hier den vielen Menschen entgegen, die sich nicht einmal mehr die Krankenkassenprämien leisten können?

Wir verweisen an Stiftungen, welche in solchen Fällen in die Bresche springen können. Meines Wissens gibt es in Basel auch den «Göttibatze», der bei Freizeitaktivitäten für Kinder hilft. Weiter besteht die Möglichkeit, dass unter gewissen Voraussetzungen ein schriftlicher Antrag auf Tarifreduktion an die MWB gestellt werden kann.

Kann man euch auch «live» erleben?

In erster Linie finden bei uns Schüler:innenkonzerte statt, welche auch öffentlich sein können. Häufig finden diese auf Ende eines Semesters statt, also vor den grossen Sommerferien und vor Jahresende.

Traditionell existieren bei der MWB Lehrer:innenkonzerte. Diese finden in der Regel im Herbst/Winter statt. Dabei stellen Lehrer:innen der MWB ihre Projekte vor. Diese öffentlichen Veranstaltungen werden auf der Internetseite und auf den Social Media angekündigt. 

Interview: Matthias Brüllmann

Infobox

Logo der Musikwerkstatt

Vor 40 Jahren fehlte es in Basel an Produktionsräumen und Arbeitsmöglichkeiten für experimentierfreudige Musiker:innen – Stichwort improvisierte Musik. Daher gründete Felix Bopp 1981 die Musikwerkstatt Basel an der Güterstrasse 105, im Nebengebäude von Schädler Kaminbau, hinter dem ehemaligen Bowlingcenter. 1999 zügelte die MWB ins Waisenhaus. Derzeit unterrichten etwa 22 Lehrer:innen und nutzen etwa 400 Kinder/Jugendliche und Erwachsene das Kursangebot. Die Musikwerkstatt Basel wird vom Kanton Basel-Stadt unterstützt.

Musikwerkstatt Basel

Theodorskirchplatz 7

4058 Basel

Telefon:  +41 61 699 34 66

https://www.musikwerkstatt.ch

info@musikwerkstatt.ch

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