
Die «Omas gegen rechts» gibt es nun auch in der Schweiz. Ältere Frauen setzen sich zusammen für eine friedliche und hoffnungsvolle Zukunft ein.
Vor fast genau drei Monaten wurde in Basel die Bewegung «Omas gegen rechts» feierlich gegründet. Dabei anwesend, neben vielen Sympathisant:innen gereiften Alters (es waren auch Männer, also Opas zu sehen), waren die Hauptbegründerin aus Wien Monika Salzer und aus Hamburg Dörte Schnell. In Österreich wie Deutschland und jetzt auch in der Schweiz gibt es diverse Städte- oder Regionalgruppen, die unabhängig voneinander agieren. Je nach Ressourcen.
Die «Omas gegen rechts» (in der Folge OGR) sind basisdemokratisch aufgebaut. Einen Tag pro Woche investiert Rosmarie Brunner, studierte reformierte Theologin, dafür. Ich konnte Mitte Juli ein Interview mit ihr führen.
Susanne Zeugin: Was war deine Motivation, OGR mitzubegründen?
Rosemarie Brunner: Ich möchte, dass die nächste Generation in Frieden leben kann! Ich kann nicht zaubern, doch einen kleinen Baustein mit meinem Engagement dazu beitragen, das kann ich! Ich möchte mit anderen zusammen Wege suchen, um das Brodeln des Rechtspopulismus, des Rechtsextremismus zu verringern oder sogar zu stoppen. Machen wir es zusammen, stärkt das unseren Lebensmut. Es so zu machen, ist erst noch lustvoll.
Susanne: Warum sprecht ihr Omas an und nicht auch Mamas?
Rosmarie: Omas haben mehr Luft. Sie stehen nicht mehr im Berufsleben, müssen sich nicht mehr um Familie und Beruf kümmern. Sie sind oft finanziell durch AHV und Rente abgesichert. Sie müssen sich nicht mehr durchs Leben jonglieren. Bewusst haben wir keine Altersbeschränkung angegeben. Wir sprechen die alte weise Frau an. Eine Frau mit Lebenserfahrung, mit Grossmütterqualitäten. Omas sind zudem Vorbilder für Kinder und Enkel. Indem sie miteinander reden und nicht schweigen wie Generationen vorher, nehmen sie Einfluss. Das Schweigen geschieht auf Opfer- und Täterseite.
Rosmarie zeigt mir einen Kleber. Pink umrandet steht in der Mitte schwarz auf weissem Grund: «Omas gegen rechts». Diese Schrift und diese Farbe verwenden alle «Omas». Weiss steht für Frieden. Eine andere Farbe zu wählen, hätte sie in die Nähe von politischen Parteien gebracht. Das wollten sie bewusst nicht.
Wer sich dazu mehr informieren will, gehe auch zu omasgegenrechts.ch oder schreibe ein Mail an: mail@omasgegenrechts.ch
Nach der Gründungsversammlung und einem Zeitungsartikel im Tages-Anzeiger sowie einer Radiosendung auf SRF2 Kultur stieg die Mitgliederzahl stark an.
Susanne: Kannst du noch etwas über die «GrossmütterRevolution» (grossmuetter.ch) sagen, deren Drehscheibe (Präsidentin) du auch bist?
Rosmarie: Die «GrossmütterRevolution» ist 2010 aus einer Idee vom Migros-Kulturprozent entstanden, und es wurde eine Projektleitung finanziert bis Herbst 2022. Es war allen Frauen klar, dass es unbedingt weitergehen musste. Deshalb wurde ein Verein gegründet. Die «GrossmütterRevolution» ist wie der Brutkasten, aus dem z. B. auch die Klimaseniorinnen und die OGR hervorgegangen sind. Für diese Vereinsarbeit wende ich auch einen Tag pro Woche auf.
Auf der Website steht zu lesen: «Wir sind Think Tank, Netzwerk und Plattform der heutigen GrossmütterGeneration und ein Projekt für alle Frauen, unabhängig, ob sie biologische Grossmütter sind oder nicht.»
Susanne: Grossen Dank für dieses anregende Interview.
Susanne Zeugin
