Von Pierre-Alain Niklaus und Agata Uniatowicz
Ein neues Projekt hilft Menschen mit wenig Geld
Mehr als 20 Jahre lang hat der gemeinnützige Verein NachbarNet nachbarschaftliche Hilfe vermittelt. Seit der Vereinsgründung standen weniger privilegierte Menschen im Zentrum des Handelns von NachbarNet. Heute leben ungefähr 25 Prozent unserer Mitglieder nahe oder sogar unter der Armutsgrenze. Es sind «Working Poors», Sozialhilfebezüger*innen, Betagte mit Minimalrente. Weitere geschätzte 25 bis 50 Prozent sind Menschen, die sozial wenig vernetzt sind oder an Einsamkeit leiden.
Mit dem Projekt QuartierJobs verstärken wir nun unseren Einsatz für obengenannte Zielgruppen.
Soziales Engagement und Angebot zur Solidarität
Bei der von QuartierJobs vermittelten Art von Dienstleistungen sind kaum staatliche Verbilligungen für bedürftige Menschen vorgesehen. Unsere bisherige Erfahrung bei NachbarNet zeigt, dass in diesem Bereich eine schmerzliche Lücke klafft.
Um diese zu schliessen, haben wir uns für ein Abrechnungssystem bei Einsätzen entschieden, das mit Gutscheinen funktioniert. Die QuartierJobs-Gutscheine werden von den Auftraggebenden vor einem Einsatz gekauft – der Preis variiert je nach Einkommen. Die Subventionen stammen aus einem speziell dafür eingerichteten Solidarfonds.
Preise und Löhne im 2022
- Zeitjobs: 1 Stunde kostet regulär CHF 30.- , für Armutsbetroffene CHF 15.- Die Mindesteinsatzdauer beträgt 1 Stunde, abgerechnet wird auf die nächste halbe Stunde.
- Pauschaljobs: 1 Einsatz kostet regulär CHF 15.- , für Armutsbetroffene CHF 7.50. Beispiele für Pauschaljobs sind unbegleitetes Einkaufen im nahen Laden, kurzer Auslauf für einen Hund, Flaschen entsorgen.
- Löhne: CHF 23.50 von der 1. – 100. Stunde Einsatz, CHF 25.- ab der 101. Stunde. Personen, die mehrheitlich in der Reinigung arbeiten, erhalten CHF 25.- ab der 1. Stunde
Dank diesem Fonds können sich auch Menschen ohne grosses Einkommen den Einsatz von QuartierJobber*innen leisten, um den streikenden Computer wieder flott zu kriegen, das Gartenbeet im Frühling trotz fiesen Rückenschmerzen vorzubereiten oder Arbeiten im Haushalt zu übernehmen, die mit zunehmendem Alter zu anstrengend geworden sind.
Von Pierre-Alain Niklaus und Agata UniatowiczDer Solidarfonds ist neben dem Zufluss von Stiftungsgeldern auch auf Spenden angewiesen. Neu können deshalb auch Gutscheine gespendet werden. Goldherz-QuartierJobber*innen haben die Möglichkeit, einen Teil ihrer geleisteten Stunden als Goldherzstunden zu spenden. Alle diese Spenden kommen so sehr direkt anderen armutsbetroffenen Auftraggeber*innen zugute.
Herzlicher Dank an dieser Stelle auch dem Vinzenzverein Basel, der mit seiner jährlichen Spende in den Fonds eine solide finanzielle Grundausstattung ermöglicht.
Aufträge gesucht!
Unsere bisher mehr als zwei Dutzend QuartierJobber*innen im Raum Basel haben noch Kapazitäten für Aufträge. Wir freuen uns, wenn Sie sich melden!
QuartierJobber*innen gesucht!
Wenn Sie Interesse haben, mit kleinen Arbeiten in der Nachbarschaft einige Hundert bis einige Tausend Franken jährlich zu verdienen und Freude am Kontakt mit Menschen aus Ihrem Quartier haben, dann melden Sie sich bei uns.
Häufigste Einsatzbereiche:
Begleitung für ältere Menschen, Transporte (Auto), Haushalt und Garten, Computer und Smartphone, Kinderbetreuung und Hausaufgabenhilfe, Haustier- und Ferieneinsätze. Melden Sie sich bitte per Telefon: 061 381 02 30 oder via Kontaktformular auf der QuartierJobs-Website, um einen Termin für ein persönliches Gespräch zu vereinbaren.
Was zeichnet QuartierJobs aus?
Die Tarife bei QuartierJobs sind für armutsbetroffene Menschen sehr günstig. Der Nachweis des kleinen Portemonnaies ist ohne Formularkrieg ganz unbürokratisch machbar. Sinnstiftende, faire Klein-Jobs in der Nachbarschaft stehen Menschen offen, die sonst keinen leichten Zugang zum Arbeitsmarkt haben. QuartierJobs bietet der Bevölkerung in den Quartieren offene Sprechstunden an. Der Bedarf an Dienstleistungen kann hier persönlich angemeldet werden. Die nötigen QuartierJobs-Gutscheine können so auch direkt gekauft und bar bezahlt werden. Wir glauben an den Sinn persönlicher Kontakte, nehmen uns Zeit für einen kurzen Schwatz, und setzen damit bewusst einen Kontrapunkt zu Selfcheckout, anonymen Apps, und dem Streben nach immer mehr Effizienz. Wir sind überzeugt, dass damit die Qualität der Vermittlungen verbessert und das Gefühl von Einsamkeit oder Ohnmacht gemindert werden kann. QuartierJobs macht gut verdienenden, sozial eingestellten Menschen ein direkt wirksames Angebot zu solidarischem Handeln.