Schritt für Schritt für die globale Bewegungsfreiheit

Impression vom Lauf gegen Grenzen im Jahr 2020 (Foto: Roberto Lopez).

Warum sollten wir am 16. September im Kreis rennen? Der «Lauf gegen Grenzen» auf der  Claramatte setzt Zeichen der Solidarität mit Flüchtlingen, Migrant:innen, Sans-Papiers. 

Landesgrenzen können etwas furchtbar Abstraktes sein: Grenzgänger:innen in der Region Basel überqueren sie, indem sie einfach in einem grünen oder gelben Tram sitzen bleiben. Für Menschen auf der Flucht können Landesgrenzen jedoch zu unüberwindbaren Hürden werden. Die europäische Grenzschutzagentur Frontex, welche von der Schweiz jährlich mit 61 Mio. Franken unterstützt wird, unternimmt alles Erdenkliche, um Menschen daran zu hindern, auf europäisches Gebiet zu gelangen. Aber auch innerhalb der Schweiz werden bewusst Grenzen für Asylsuchende, Migrant:innen und Sans-Papiers gezogen. Sei das durch die Unterbringung von Geflüchteten in abgelegenen Zivilschutzbunkern, die jahrelange Verweigerung von Aufenthaltsbewilligungen an die hier lebenden und arbeitenden Menschen oder die tägliche Ausschaffung von Menschen, deren Asylgründe nicht anerkannt werden. Kurz: Grenzen werden überall dort errichtet, wo Menschen legitime Ansprüche auf Teilhabe einfordern. Forderungen, am Reichtum der Schweiz teilhaben zu können, von der ökonomischen Sicherheit, der Stabilität oder der guten Gesundheitsversorgung profitieren zu können.


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Am 16. September 2023 ist es wieder so weit: über 200 solidarische Menschen rennen für die Bewegungsfreiheit. Ein Besuch – ob in Jogging- oder Tanzschuhen – lohnt sich auf jeden Fall! Organisator ist der «Verein gegen Grenzen» mit Sitz an der Elsässerstrasse 7 im St. Johann. Anmelden kann man sich unter www.laufgegengrenzen.ch


Menschen, die mit all diesen Selbstverständlichkeiten aufgewachsen sind, können sich oft nur schwer vorstellen, was es bedeuten würde, ohne diese leben zu müssen. Der Gedanke, dass Menschen auf der Suche nach einem besseren Leben ihr eigenes riskieren müssen oder in ihrem Alltag in der Schweiz ständig gegen unsichtbare (oder manchmal auch offensichtliche) Mauern stossen, bleibt für viele theoretisch. Aber vielleicht ist das auch weniger eine Frage des Verstehens als des Fühlens. Komplizierte Dinge lassen sich manchmal besser über den Körper verstehen als über den Kopf. Zum Beispiel mit den Füssen. Zum Beispiel beim Lauf gegen Grenzen.

Warum im Kreis herum?

Für manche mag es etwas seltsam erscheinen: Warum sollte man «gegen Grenzen» im Kreis rennen? Oder Leute sponsern, die sich das antun? Warum nicht gleich direkt Geld an eine Organisation spenden, die sich für eine offene und solidarische Gesellschaft einsetzt? Die Antwort ist einfach: weil wir das nicht fühlen würden. Die Erfahrung, gemeinsam mit vielen anderen Läuferinnen im Kreis zu laufen, zu schwitzen, zu husten, zu humpeln und sich dabei von den am Rande stehenden Kindern anfeuern zu lassen, schafft eine unglaubliche Verbindung zwischen allen, die sich an diesem einen Samstagnachmittag im Jahr auf die Claramatte begeben. In Moment des Rennens kommen wir an unsere eigenen Grenzen und überwinden sie sogleich gemeinsam. Das gibt uns Kraft und macht uns Mut – uns, die täglich mit diesen Grenzen konfrontiert sind oder gegen sie ankämpfen.

Neben der wohltuenden Wirkung für alle Beteiligten schafft der Lauf auch eine Öffentlichkeit für das Thema: Jeder Onkel, jede Cousine, jeder alte Schulfreund und jede Grossmutter, die sich dazu bereit erklärt, eine Person zu sponsern, wird auch automatisch davon erfahren, dass sich Menschen für eine solidarische Migrationspolitik, gegen Rassismus und Ausgrenzung einsetzen und sogar dazu bereit sind, dafür im Kreis zu rennen. Am Tag selber bietet der Lauf eine Plattform für zahlreiche Initiativen und Projekte, die sich für eine solidarische Gesellschaft engagieren. Es gibt Infostände, Musik, eine Tombola und kulinarische Köstlichkeiten. Und alle, die es nicht so mit dem Laufen haben, können für die Dauer eines Laufs das Tanzbein schwingen.

Der «Lauf gegen Grenzen» wurde 2016 durch die Freiplatzaktion Basel und die Anlaufstelle für Sans-Papiers ins Leben gerufen. Zwei Organisationen, die sich täglich für die Rechte von Migrant:innen in Basel und der Schweiz einsetzen. Beiden Organisationen war es von Beginn an ein grosses Anliegen, mit der Veranstaltung auch kleinere Projekte und Initiativen zu unterstützen, die meist grosse Schwierigkeiten haben, an finanzielle Mittel zu gelangen. Gleichzeitig wird gerade von informellen Strukturen unendlich viel konkrete Unterstützungsarbeit im Migrationsbereich geleistet. Und letztlich sind es auch diese Vereine, Strukturen, Netzwerke und Freund:innenschaften, denen es immer wieder gelingt, die Grenzen des Denkbaren zu verschieben.

Verein gegen Grenzen