Benno Gassmann ging auf die Strasse und sprach mit Jugendlichen.
Als ich auf die Strasse trete, um ein paar Menschen für Interviews zu finden, höre ich, dass an der Strassenecke ein kleines Fest mit Disco-Musik und kleinem Getränkestand stattfindet. Das «Eck-Fest», wie es sich nennt, ist recht gut besucht. Vorwiegend von Jugendlichen. Mit sechs Jugendlichen kann ich kurze Gespräche führen, die mir ein wenig Einblick schenken in ihr Musik-Verhalten.
Da ist Mael (17), der soeben noch Musik aufgelegt hat und jetzt pausiert. «Was bedeutet Dir Musik?» frage ich. «Ist mir wichtig in meiner Freizeit. Ich lege gerne Musik auf, wie vorhin hier. Da kann ich aktiv Musik machen, und es macht mir Spass». Er hat zusammen mit seinen Kollegen aus der Strasse diesen Anlass organisiert. Das schon seit mehreren Jahren. «Musik ist mein ständiger Begleiter im Alltag». Seine Vorliebe ist spanische Musik. «Cumbia heisst das. Ich habe aber Vieles gern. Jedoch nicht so gern Techno, so Bäng-Bäng-Bäng. Aber wenn es passt, geht auch das mal.»
Morianna braucht Musik, um abschalten zu können. Die Musikart hängt von der Stimmung ab. Für Emma bedeutet Musik vor allem: Pause machen. «Aber Musik kann auch einfach unterhalten». Emma mag keine Schlager, keinen Hard Rock. «Manchmal höre ich Indie. Wenn ich allein bin eher ruhigere Sachen. In der Gruppe auch lautere Musik mit mehr Power». Lorna erklärt: «Ich benutze Musik häufig, um ein bisschen Energie hochzubringen. Mit Beatmusik, mit etwas, das mir einen Schubs gibt raus zu gehen, etwas zu unternehmen. Oder wenn ich auf dem Velo sitze, kann Musik mich motivieren, auch mal einen Hügel hochzufahren».
Auf einer Bank sitzt Yugal (12), der mich daran erinnert, dass er auch für mozaik schreibe. «Musik ist für mich etwas ganz Spezielles, weil ich mit Musik einen Weg vom Alltags-Stress weg finden kann», sagt er. Er spielt selber Piccolo in einer Clique. «Und das bedeutet mir sehr viel. Auch an die Fasnacht zu gehen und schöne Musik zu hören.» Klassische Musik gehört bei ihm nicht dazu. «Die ist langweilig. Und Gesang hat’s da meistens auch keinen.» Ihm ist noch wichtig, dass in der Musik keine Schimpfwörter vorkommen!
Für Titus (20), der neben dem Getränkestand steht, ist Musik Teil seines Lebens. «Sie prägt mein Leben, weil ich viel Musik konsumiere, und sie schafft Verbindung in der Freundesgruppe. In fast jeder Diskussion wird ‹Musik› irgendwann zum Thema.» Titus hört vorwiegend Hip-Hop. «Allerdings ist es auch schwer zu sagen», meint er, «weil heute alles irgendwie ein Mix ist von Genres. Wenn ich Genres aufzählen soll, nenne ich Argentin, manchmal auch Jazz, oder Gesang. Und auch viel Elektronisches. Viele Freunde von mir produzieren elektronische Musik.» Titus macht selber nicht aktiv Musik. «Ich habe es schon ein paar Mal probiert. In der Kindheit habe ich mehrmals mit einem Instrument angefangen. Habe es dann aber nicht weiter verfolgt.» Doch Musik an sich findet er ein «spannendes Medium»: «Zum Beispiel hier: Es funktioniert, dass Leute zusammenkommen. Die Musik, die hier läuft, ist nichts, das man fassen oder sehen kann. Sie ist einfach da. Du musst gar nicht viel machen, damit so ein kleines Fest entsteht. Weil die Musik die Leute anzieht.»
Text und Bilder: Benno Gassmann