Das Rosental ist bevorzugtes «Investitionsobjekt» für Finanzanleger. Aber auch andere Quartiere im Kleinbasel sind attraktives Betongold für den Finanzmarkt.
Von Verein Stadt für Alle
Im Jubiläums-Mozaik haben wir unsere Untersuchung «Betongold Rosental» vorgestellt (siehe mozaik 03/21, S. 14). Wir haben uns gefragt, wem das Rosental gehört. Und kamen zum Schluss: Banken, Versicherungen und Pensionskassen besitzen über die Hälfte aller Wohnungen des Quartiers. Die Online-Zeitung bajour kommt für die Eigentumsverhältnisse in der ganzen Stadt Basel zu ähnlichen Resultaten: Fast ein Drittel aller Wohnungen gehören Finanzinstituten, Baufirmen und Immobilienunternehmen. Sie haben in den letzten zwei Jahrzehnten enorm zugelegt. Doch was bedeutet es, wenn ein so grosser Anteil unserer Wohnungen von diesen Eigentümern kontrolliert wird?
Vermögende kaufen sich ein Recht auf Stadt
Mit den Daten von bajour können wir fragen, welches Quartier wie stark von Finanzinvestoren geprägt ist. Die Grafik zeigt, wie viel Prozent der Wohnungen pro Quartier Unternehmen gehören. Das Rosental liegt mit 61 Prozent an einsamer Spitze: Hier zeigt sich, dass das ehemalige Industrieareal Erlenmatt vorwiegend von Investoren überbaut wurde. Deutlich wird aber auch, dass der Rest des Kleinbasels für Anleger besonders attraktiv ist. Alle Wohnviertel Kleinbasels – ausser das vermögendere Wettstein – liegen über dem stadtweiten Durchschnitt von 29 Prozent. Auch Kleinhüningen und Klybeck gehören zu den 5 «beliebtesten» Quartieren.
Ganz auf der anderen Seite liegt das reiche Bruderholz, wo gerade mal 7 Prozent den Unternehmen gehören. Wer es sich leisten kann, kauft sich ein «Recht auf Stadt»: Menschen, die ein Einfamilienhaus besitzen, müssen auch keine Angst davor haben, verdrängt zu werden. Wer sich aber kein Eigenheim leisten kann, droht zum Spielball der Anleger zu werden.
Boden besitzen gibt Macht
Das Klybeck könnte zur nächsten Erlenmatt werden: Mit dem KlybeckPlus haben die Swiss Life und die Rhystadt AG ein riesiges Industrieareal gekauft, auf dem sie etwa 6000 Wohnungen bauen möchten. Im Klybeck gibt es heute knapp 10’000 Wohnungen. 6000 neue Wohnungen würde deshalb bedeuten, dass über drei Viertel aller Wohnungen des Quartiers im Besitz von Unternehmen sind (siehe Grafik). Wenn sich das Eigentum an Boden in den Händen weniger grosser Finanzakteure konzentriert, erhalten diese freie Hand darüber, wie die Wohnungen bewirtschaftet werden – was für uns in höheren Mieten spürbar wird. Eigentum an Boden bedeutet also Macht, welche die Swiss Life und die Rhystadt AG bereits heute ausspielt: Etwa indem sie zu verhindern versuchen, dass wir mit der Initiative «Basel baut Zukunft» demokratisch mitentscheiden können, sich das Klybeck-Quartier entwickeln soll. Denn auch im Klybeck kam es in den letzten Jahren zu Massenkündigungen durch Immobilienunternehmen: Etwa am Giessliweg, an der Holderstrasse oder in der Klybeck-Mitte-Siedlung an der Kleinhüningerstrasse. Der Verein Stadt für Alle startet deshalb eine weitere Quartierstudie – wir fragen: Wem gehört das Klybeck?
Meldet euch, wenn ihr von Verdrängung betroffen seid!
Unser Verein setzt sich für bezahlbares Wohnen und eine demokratische Stadtentwicklung ein, in dem er mittels Publikationen das Bewusstsein für Transformationen auf dem Immobilienmarkt und deren soziale Folgen schärft. Zudem ist er Anlaufstelle für Mieter:innen, die aufgrund von Sanierungsplänen akut von Verdrängung bedroht sind. Der Verein freut sich über neue Mitglieder! Sowie Hinweise von Mieter:innen, die hören, dass ihr Haus verkauft wurde oder dass es Sanierungspläne gibt. Melden Sie sich unter: kontakt@stadtfueralle.info Zudem betreibt der Verein Stadt für Alle seit letztem Jahr das Stadtbüro an der Müllheimerstrasse 77 (ehemaliges Basel-Wandel-Lokal) als offenen Sitzungs- und Büroraum. Wenn ihr einen Raum für eine Sitzung oder Veranstaltung braucht, fragt nach unter: raum@stadtfueralle.info