Wie wir zu mehr Bäumen kommen

In den Quartieren Matthäus und Klybeck sind zahlreiche grosse Bäume verschwunden. Neue  Baumstandorte gibt es keine.

Die vier grossen Kastanien sind gefällt, das Gebäude abgebrochen, der Erlengarten ist Geschichte. Auf der kleinen Eckparzelle sollen 21 Wohnungen und ein Einfamilienhaus gebaut werden. Ohne Freiraum. Im Vorgarten an der Efringerstrasse sollen drei Stileichen, im Eckbereich zur Horburgstrasse eine Zerreiche gepflanzt werden. Diese wird sich, so die Stadtgärtnerei, ganz asymmetrisch entwickeln müssen, denn sie hat offensichtlich nicht genug Platz, so wie das Gebäude bewilligt wurde. 

Auch für das neue Wohngebäude am Riehenring 176 – 180 wurden fünf sehr grosse Bäume gefällt. Sie müssen ersetzt werden, vier an der Erlenstrasse, einer im Hof, wobei dieser Hof unterkellert und damit als Ersatzort für einen gefällten Baum eigentlich nicht zugelassen ist. Wann die Bäume gepflanzt werden ist unklar – das Gebäude ist fertig gebaut –  ob die Baubehörden das kontrollieren, ist mir nicht bekannt. Die vier Bäume, die an der Rheinweilerstrasse letztes Jahr gefällt wurden, können nicht ersetzt werden, der Untergrund ist verbaut. Die Bäume im ehemaligen Feldbergeck sind schon lange gefällt.

Ein schöner Baum an der Ecke Feldberg-/Efringerstasser. (Bild: Antoinette Voellmy)
Ein schöner Baum an der Ecke Feldberg-/Efringerstasser. (Bild: Antoinette Voellmy)

Zahlen gibt es nicht

Zahlen darüber, wie viele Bäume in privaten Gärten und Hinterhöfen gefällt wurden, wie viele gesetzt wurden, gibt es nicht, was schon vor Jahren von der Geschäftsprüfungskommission des Grossen Rates beanstandet wurde. An der Efringerstrasse wurden in den Vorgärten mehrere Bäume gefällt, einer stand sehr schief und wurde sofort ersetzt – das gibt es also auch.

Keine Frage: Die Stadtgärtnerei ersetzt die kümmerlich wachsenden Bäume im Quartier. Aber sie hat sich dazu verpflichtet, sehr viel mehr Bäume zu pflanzen, und neue Baumstandorte sind bei uns nicht in Sicht. Im Gegenteil. Wir laufen Gefahr, mit den Bauvorhaben Horburg/Dreirosen und mit dem Rheintunnel einen Teil unserer Grünflächen und viele Bäume zu verlieren. 

Neue Baumstandorte werden möglichst angelegt, wenn eine Strasse aus einem anderen Grund offen ist. An der Informationsveranstaltung über die Erneuerungsarbeiten an der Klybeckstrasse, die aktuell beginnen, war zu erfahren, dass keine neuen Bäume geplant seien, die vorgeschlagenen neuen Baumstandorte seien gerade nicht im Planungsperimeter, es gäbe viele Leitungen im Boden …  Natürlich gibt es viele Leitungen im Boden. Wenn aber aktuelle Strassenarbeiten ohne neue Bäume geplant werden, kommen wir noch Jahrzehnte lang nicht zu mehr Bäumen.

Was tun?

Anwohner und Anwohnerinnen wissen gut, wo in ihrer Nachbarschaft ein neuer Baumstandort passen würde. Es wird nicht alles machbar sein, aber vieles schon. Es werden manche Parkplätze dran glauben müssen, es gibt aber auch Standorte, an denen ohne Opfern eines Parkplatzes eine Baumpflanzung möglich ist. Ein schönes Beispiel dafür findet sich am Eingang der Efringerstrasse  an der Feldbergstrasse. Und weshalb stehen eigentlich auf dem Mergelplatz im Norden der Dreirosenanlage nur noch drei Bäume? Es hatte früher sechs riesige Bäume. Verlangen wir, dass diese wieder gepflanzt werden. Mit dem Ausbau der Fernwärme wird eine Reihe von Strassen in unseren Quartieren aufgerissen werden. Wenn Anwohner:innen dabei jedes Mal ihre Vorschläge für neue Baumstandorte einbringen, schaffen wir es vielleicht, in unserer Nachbarschaft zu mehr Bäumen zu kommen.

Im St. Johann steht ein Pilotprojekt für einen «Superblock» vor der Umsetzung: Mehrere kleine Strassen werden nur für den Anwohnerverkehr genutzt und dazu mit Bäumen umgestaltet. Sehr gut. Vielleicht ist das die Zukunft unserer Quartiere. Es gibt aber auch viele Möglichkeiten, in kleinem Rahmen Ähnliches zu realisieren: In den letzten zehn Jahren wurden immer wieder Strassenabschnitte wegen Bauarbeiten vorübergehend in Sackgassen verwandelt. Das war zum Beispiel 2022 im hintersten Abschnitt der Efringerstrasse der Fall. Es war mit keinerlei Einschränkungen verbunden, die Zufahrt zu den Hauseingängen und zu den Tiefgaragen war immer möglich. Schlagen wir dem Baudepartement eine Sackgasse als permanente Signalisation vor mit einen hübschen Mergelplatz und einem Baum! Auch dieses Modell liesse sich an verschiedenen Strassen umsetzen. 

PS: Und noch sind übrigens weder der Rheintunnel noch die Überbauung Horburg/Dreirosen bewilligt!

Antoinette Voellmy

Die grossen Kastanien des Erlengartens sind gefällt. (Bild: Antoinette Voellmy)
Die grossen Kastanien des Erlengartens sind gefällt. (Bild: Antoinette Voellmy)

Aktiv werden

Werden wir selber aktiv für mehr Bäume in unseren Quartieren! In unseren drei Meter breiten Vorgärten sind nur kleine Bäume möglich. Natürlich müssen oft Hausbesitzer motiviert werden, einen Baum zu pflanzen. Grosse Immobilienfirmen haben oft kein Interessen an Begrünungsmassnahmen. Das soll uns nicht daran hindern es zu probieren.

Die Stadtgärtnerei berät, welche Baumsorten geeignet sind. Der Verein «mein Baum dein Baum» pflanzt gratis Bäume in Vorgärten, ein wunderbares Angebot. Einfach Kontakt aufnehmen: https://www.meinbaumdeinbaum.com/

Also: Nachfragen, sich absprechen mit den Nachbar:innen, dem Baudepartement Vorschläge unterbreiten. Und bitte eine Kopie dem Stadtteilsekretariat und dem mozaik schicken.  

Artikel zum Baumschutz

[display-posts tag=“baumschutz“ include_excerpt=“true“ excerpt_length=“20″ include_date=“true“ date_format=“l, j. F Y“]